v.l.n.r.: Claudia Leitzmann, Tobias Reiß, Rupert Grübl, Flavio Gambato, Dr. Andrea Taubenböck und Angela Novotny; Foto: Wenzel Naumann
v.l.n.r.: Claudia Leitzmann, Tobias Reiß, Rupert Grübl, Flavio Gambato, Dr. Andrea Taubenböck und Angela Novotny; Foto: Wenzel Naumann
Veranstaltung des Wertebündnis-Projekts „Einmischen!“
Bildungsgerechtigkeit Bildungsqualität Individuelle Förderung Phänomenologisches Lernen Wertebildung

Fachtagung in Nürnberg: „Schule engagiert – Zivilgesellschaft als Bildungspartner“

Am 5. Dezember versammelten sich Akteur:innen aus Schule, Politik und Zivilgesellschaft zum Fachtag „Schule engagiert – Zivilgesellschaft als Bildungspartner“. Es wurde deutlich, wie wichtig Bildungspartnerschaften für eine starke, zukunftsfähige Bildung sind.

Organisiert wurde der Fachtag durch das Team des Wertebündnis-Projekts „Einmischen!“, bei dem der BLLV aktiver Bündnispartner ist. Die Veranstaltung fand auf der Nürnberger Burg statt und bot vielfältige Einblicke und praxisnahe Impulse zur Frage, wie Schulen sich stärker öffnen und die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren erfolgreich gestalten können.

Schulen müssen sich nach außen öffnen

Zum Auftakt stellte Ministerialrat Philipp Pacius das Startchancenprogramm (SCP) vor und ordnete es bildungspolitisch ein. Sein zentrales Anliegen: Schulen öffnen sich immer stärker nach außen und begreifen Kooperationen mit externen Partnern als selbstverständlichen Teil von Bildung. Zivilgesellschaftliches Engagement gewinnt im schulischen Kontext zunehmend an Bedeutung. Hierfür bietet das SCP einen wichtigen Rahmen, um Schule und Zivilgesellschaft enger miteinander zu verzahnen. Ehrenamtliches Engagement sei heute unverzichtbar, um Lehrkräfte zu entlasten und Schule handlungsfähig zu halten, betonte Thomas Reichert vom Staatlichen Schulamt Nürnberg. Ehrenamtliche wirkten als „unsichtbares Kit, das die Schulgemeinschaft zusammenhält“ und seien ein zusätzlicher Anker für Schulen. Gleichzeitig fungieren sie als Vorbilder, die Schülerinnen und Schülern ganz konkret neben Lehrkräften zeigen, was Verantwortung, Teamgeist und demokratische Teilhabe bedeuten. Sein klarer Appell: „Wir müssen Ehrenamt ermöglichen und nicht erschweren.“

„Einmischen!“: Vorzeigeprojekt für Bildungspartnerschaften

Wie lebendig Bildungspartnerschaften sein können, zeigte das Praxisfenster unter anderem mit dem Projekt „Einmischen!“ selbst. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10 entwickeln hier eigene Ideen für demokratisches Engagement und setzen diese direkt um – unterstützt von Ehrenamtlichen und Teamer:innen. Das Beispiel der Realschule Hersbruck in Kooperation mit dem Verein „Licht für Kinder“ machte deutlich, wie Lernen über den Klassenraum hinaus wirksam werden kann. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich dabei aktiv dafür ein, Spenden für Kinder in Nepal zu sammeln und übernahmen so ganz konkret gesellschaftliche Verantwortung.

Podiumsdiskussion – Mut zu einer klaren, demokratischen Haltung!

In der Podiumsdiskussion wurde die Vielfalt des Bündnisses besonders greifbar. Angela Novotny von der Hermann-Gutmann-Stiftung betonte, wie wichtig es sei, Lehrkräfte zusammenzubringen und ihnen Mut zu machen. Dies kann etwa durch Lernwerkstätten und den Austausch mit zivilgesellschaftlichen Akteuren geschehen. Dr. Andrea Taubenböck vom Wertebündnis Bayern hob hervor, dass unterschiedliche Expertisen gebündelt und gezielt in Schule hineingetragen werden müssen. Für einen Blick aus der schulischen Praxis berichtet Flavio Gambato vom NLLV, wie externe Partner helfen können, Themen wie Homophobie oder Rassismus in einem neuen Kontext zu bearbeiten. Er ermutigte Schulen, sich zu öffnen: Negative Rückmeldungen habe er bislang kaum erlebt.

Besonders pointiert äußerte sich Rupert Grübl von der Landeszentrale für Politische Bildung Bayern: „Bitte seid nicht neutral!“ Er erinnerte daran, dass der Beutelsbacher Konsens kein Neutralitätsgebot kenne und politische Bildung klar auf der Seite der Demokratie stehen müsse. Tobias Reiß (CSU), Vizepräsident des Bayerischen Landtags, schloss mit einem deutlichen Appell: „Wir brauchen eine starke Jugend für eine starke Demokratie“ und dafür starke Schulen, gerechte Chancen und verlässliche Partnerschaften.

Starkes Wertebündnis

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion vertieften Workshopreihen die zuvor gesetzten Impulse. Themen wie der Beutelsbacher Konsens oder das Startchancenprogramm wurden dabei praxisnah und diskursiv aufgegriffen. Darüber hinaus hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, an zahlreichen Thementischen zivilgesellschaftliche Akteur:innen und Organisationen kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen und neue Kooperationen anzubahnen.

Abschließend bleibt festzuhalten: Es ist ein großer Gewinn, dass der BLLV als Bündnispartner aktiv unterstützen und mitgestalten darf und an solchen Fachtagen teilnehmen kann. Der intensive Austausch mit Akteur:innen aus Schule, Politik und Zivilgesellschaft bietet viele wertvolle Einblicke und praxisnahe Impulse für die Arbeit der Abteilungen Berufswissenschaft und Schul- und Bildungspolitik. Die Veranstaltung hat eindrücklich gezeigt, wie viel voneinander gelernt werden kann, wenn unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen und wie wichtig starke Bündnisse für eine offene, demokratische und zukunftsfähige Schule sind.