Schulbesuch der Abteilung Schul- und Bildungspolitik an der Grundschule Jettingen-Scheppach
Die Abteilung Schul- und Bildungspolitik (ASB) besuchte Ende 2025 die Grundschule Jettingen-Scheppach in Schwaben. Dort erhielt sie spannende Einblicke in ein innovatives Unterrichtskonzept, mit dem Grundschulkinder zukunftsorientierte Kompetenzen erlangen.
Nachdem die Grundschule Jettingen-Scheppach bereits den Innovationspreis „isi Digital“ gewann, wurde sie im Rahmen des Deutschen Schulpreises mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Neben dem Schwerpunkt Digitalisierung sollte der Besuch vor allem zeigen, wie vor Ort die Themen Bildungsgerechtigkeit, Integration und pädagogischer Schulbau realisiert werden.
Lernen und Lehren steht dort unter dem Motto „KidZ – Kompetent in die Zukunft“. Um jedes Kind optimal zu fördern, trifft in den Klassenzimmern die klassische grüne Kreidetafel auf moderne digitale Tafeln und Tablets – eine Mischung aus analog und digital. Ein weiterer Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit ist die 1:1-Ausstattung: Jedes Kind erhält ab der 1. Klasse ein eigenes Tablet und einen passenden Stift.
Digitalität und KI in der Grundschule – als Unterstützung, nicht Ersatz
Ab der zweiten Klasse arbeiten die Kinder mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht. Medienkompetenz wird von Anfang an vermittelt und sinnvoll eingesetzt. Schülerinnen und Schüler lernen nicht nur die Möglichkeiten und Risiken von KI kennen, sondern verwenden KI aktiv im Unterricht. Die Hospitationen im Unterricht ermöglichten den Mitgliedern der ASB die vielfältigen Möglichkeiten des passenden Einsatzes von KI in der Grundschule kennen zu lernen.
Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse nutzten KI beispielsweise für die Erstellung eines selbstverfassten Wintergedichts mit dazu passenden Bildern. Um auch hier analoge und digitale Herangehensweisen zu verbinden und Kernkompetenzen wie Lesen und Präsentieren zu lernen, sprachen die Kinder ihr Gedicht selbst ein und kreierten ein Video, das sie am Ende vorstellten. Neben dem digitalen Kompetenzerwerb im Unterricht finden viele Vorhaben und Projekte statt, die analoges Lernen in den Mittelpunkt stellen.
Lernlandschaften unterstützen zukunftsorientiertes Lernen
Im Schulhaus finden sich überall mobile Lernlandschaften, die flexibel eingesetzt werden können und so bewegtes Lernen und Austausch ermöglichen. Hier zeigte sich, dass auch in einem älteren Schulbau moderne Elemente zielgerichtet integriert werden können.
Ein wichtiger Ort im Schulhaus ist das Digitallabor (DigiLab). Hier kann mit mobilen Sitzbausteinen und Sitztischen flexibel gearbeitet werden. Ein eingerichteter GreenScreen und ein großer Monitor dienen als optimale Grundlage für Schülerinnen und Schüler, kreative Lernprodukte zu gestalten und sich darüber auszutauschen.
Der Aufbau der Lesekompetenz und der Umgang mit Büchern sind der Schule wichtig. Schülerbücher gibt es in allen Klassen nur analog. In der umfangreichen Schulbibliothek werden trotz Tablets täglich viele Bücher verliehen und zurückgegeben. Die Schülerinnen und Schüler können zudem mitreden, welche Bücher im Fundus der Bücherei zur Verfügung stehen sollen und schmücken den Raum mit Steckbriefen und Rezensionen über gelesene Bücher.
Unterstützung für Lehrkräfte und kollegialer Austausch
Damit Potentiale dieser digitalen und technischen Möglichkeiten optimal entfaltet werden können, ist die Voraussetzung, dass die Lehrkräfte über passende medienpädagogische Kompetenzen verfügen und in den Veränderungsprozess von Anfang an mit einbezogen werden. Nicht alle aus dem Kollegium waren sofort von den geplanten digitalen Veränderungen überzeugt. Doch durch gemeinsame Fortbildungen im Bereich Digitalisierung, Lehrkräftegesundheit, Inklusion und Unterrichtsentwicklung und durch den kollegialen Austausch wurde darauf geachtet, dass alle mitgenommen und individuell unterstützt werden. Zeitliche Ressourcen durch den Dienstherrn wären hierbei wichtig.
Wirkung nach innen und außen
Im Schulentwicklungsprozess der Grundschule Jettingen-Scheppach stehen die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt, wobei respektvolle Beziehungen aller Beteiligten die Grundlage für Entscheidungen bilden.
Ein weiterer fester Bestandteil des Mottos „KidZ – Kompetent für die Zukunft“ ist die Öffnung der Schule nach außen. Um die Potenziale des digitalen und analogen Lernens vollständig zu entfalten, wird nicht nur der Kontakt zu den Eltern gestärkt, sondern auch der Sachaufwandsträger, lokale Vereine und Firmen werden durch einen digitalen Newsletter über das Geschehen und die Vorhaben der Grundschule informiert, erklärte Schulleiter Andreas Spatz. Dadurch wird die Wirkung innovativen Lernens auch für die sichtbar, die selbst nicht mehr im Klassenzimmer sitzen.
Mehr Ressourcen für zukunftsgerichtete Schulentwicklung
Beim Schulbesuch wurde deutlich: Es ist möglich, den Lern- und Lehralltag neu und innovativ zu gestalten. Schulen brauchen dafür auch nötige Ressourcen, damit Schulentwicklungsprozesse in die Umsetzung kommen können. Sabine Bösl, Leiterin der ASB, betont: „Die Schule zeigt auf, wie analoges und digitales Lernen auch in der Grundschule sinnvoll miteinander verbunden werden kann“. Jedoch wurde auch deutlich, dass ein finanzstarker und kooperativer Sachaufwandsträger notwendig ist, um solche Innovationen umzusetzen. Dieses Anliegen liegt auch im Kern der Arbeit des BLLV: Bildungsgerechtigkeit darf nicht von den finanziellen Ressourcen einzelner Schulen und Kommunen abhängig sein.
An dieser Stelle dankt Abteilungsleiterin Sabine Bösl der Schulleitung und dem gesamten Kollegium der Grundschule Jettingen-Scheppach für die Gastfreundschaft und die inspirierenden Einblicke.