Regelmäßig sorgen vergleichende Bildungsstudien für Aufregung. Mal sei man geschockt, mal besorgt. Verwundert ist schon lange niemand mehr. Schon gar nicht die Lehrerinnen und Lehrer, die jeden Tag erleben, was die Zahlen erneut belegen.
Abwärtstrend ist ein deutliches Zeichen
Das vermeintlich gute Abschneiden der Schülerinnen und Schüler in Bayern lässt Bildungsexpertinnen und -experten schon längst nicht mehr aufatmen. Denn auch in Bayern sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Und zwar über alle Schularten hinweg. Dass man „immer noch besser als der Bundesdurchschnitt“ abschneidet, darf niemanden mehr beruhigen, denn der Abwärtstrend spricht eine klare Sprache.
In einer Pressekonferenz am Rande der Bildungsministerkonferenz in Berlin ordnete Bundesbildungsministerin Karin Prien die Ergebnisse ein und betonte den „massiven Handlungsbedarf“. Sie fand klare Worte: Von einer „nationalen Kraftanstrengung“ ist die Rede. Schön, wenn die Lehrerinnen und Lehrer endlich nicht mehr allein gelassen werden. Dass Schule allein es nicht richten kann, wird auch in der IQB-Studie klar benannt. Endlich wird ausgesprochen, worauf die Praxis seit Jahren hinweist. Schulen brauchen Unterstützung: strukturell, personell und auch gesellschaftlich. „Kraftanstrengungen“ müssen die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen stärken, die jeden Tag ihr Bestes geben. Sie sind diejenigen, die die pädagogische Expertise besitzen.
Kraftanstrengung gefragt – aber nicht nur bei Lehrerinnen und Lehrern!
Doch ein solches Engagement fehlt in der bayerischen Bildungspolitik noch zu oft. Wissenschaft, und vor allem die Praxis, weisen immer und immer wieder darauf hin, was es bräuchte, um echte Wirkung zu erzielen. Überall wurde der Handlungsbedarf erkannt, doch in Bayern ruht man sich auf den (noch) relativ guten Ergebnissen aus. Statt die Probleme anzugehen, wird beschönigt und bewahrt. Schlagzeilen statt Lösungen. Ein absolutes Armutszeugnis, wenn man auf die Ergebnisse der aktuellen Studie schaut! Kompetenzverluste, Rückgang der mentalen Gesundheit junger Menschen und Abnahme der Bildungsqualität aufgrund des Lehrkräftemangels.
Bayern braucht endlich eine Bildungspolitik, die hinhört. Politische Kraftanstrengung ist gefragt, aber bitte mit Verstand!

„Trend nach unten – wer hätte es gedacht? Jetzt muss gehandelt werden!“
Der aktuelle IQB-Bildungstrend zeigt: Bayerns Neuntklässlerinnen und Neuntklässler schneiden in Mathematik und den Naturwissenschaften zwar besser ab als der bundesweite Durchschnitt, aber auch im Freistaat ist ein zunehmender Leistungseinbruch zu beobachten.
Hintergrund
IQB Bildungstrend 2024:
>> Ergebnisse
Pressemitteilung des BLLV-Dachverbands VBE vom 16.10.2025:
>> "Bildungstrend nach unten ist Ergebnis von Entprofessionalisierung!“
BLLV und VBE-Vize Tomi Neckov: „Wir sind der Überzeugung, dass sich nun die Auswirkung jahrelanger Mangelverwaltung und der Entprofessionalisierung des Lehrberufs durch die Politik zeigt. Dies ist ein Ergebnis, wie es in jeder ähnlich gelagerten Studie herauskommt. Man muss sich ernsthaft fragen, wie oft die Abhängigkeit der Leistung vom sozioökonomischen Status der Familie und ihrer Bildungsnähe noch bewiesen werden muss, bevor ein notwendiger Handlungsdruck entsteht. Die Politik darf sich nicht auf dem Startchancen-Programm ausruhen. Das ist ein guter Impuls, aber muss weiterentwickelt werden. Es braucht mehr Ideen zur Überwindung dieser Abhängigkeit, die auch innerhalb eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses des Auseinanderdriftens des sozioökonomischen Status betrachtet werden müssen.“