Pressefotos Simone Fleischmann 2024
Interview mit dem Münchner Messestadt-Magazin „TAKE OFF!“
Diversität Interkulturelle Kompetenz Respekt Toleranz Wertebildung

Islamischer Unterricht an Schulen – zwischen Integration und Identität

Nur wenige Schulen in Bayern bieten islamischen Unterricht an. Im Interview mit dem TAKE OFF! Messestadt-Magazin spricht BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann über die Notwendigkeit von flächendeckendem islamischem Unterricht im Freistaat.

In Bayern wird Islamunterricht nur vereinzelt an Schulen angeboten. Im Schuljahr 2024/25 gehörten laut Kultusministerium jedoch rund zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen, insgesamt 147.000 Schülerinnen und Schüler, dem Islam an, wie BR24 im Juli diesen Jahres berichtete. Der BLLV setzt sich dafür ein, dass alle Schüler:innen in der Schule über ihren Glauben sprechen können – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören. Seit den 1990er Jahren fordert der Verband einen staatlichen Islamunterricht an Bayerns Schulen.

Gerhard Endres, stellvertretender Chefredakteur des Münchner Messestadt-Magazins TAKE OFF!, ist dem Angebot und der Umsetzung islamischen Religionsunterrichts in der Messestadt Riem nachgegangen. An zwei der Riemer Grund- und Mittelschulen findet islamischer Unterricht als ein reguläres staatliches Bildungsangebot statt. Nach Auskunft des örtlichen Schulamts wird hier Wissen über den Islam vermittelt, Wertebildung und der interreligiöse Dialog gefördert. Die Teilnahme ist für alle Schülerinnen und Schüler freiwillig, die Unterrichtssprache ist Deutsch.

Mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann spricht Gerhard Endres über die Relevanz des islamischen Unterrichts, wie dieser die Integration unterschiedlicher Glaubensrichtungen fördern kann und warum die Religionsvielfalt auch in der Schule abgebildet werden sollte. Fleischmann betont:

„Die Gesellschaft von morgen braucht Schülerinnen und Schüler, die integrativ denken, andere Religionen verstehen und annehmen und sich in ihrer eigenen religiösen Identität sicher sind.“

Im Interview: Simone Fleischmann mit dem Messestadt-Magazin TAKE OFF!

Take Off!: Frau Fleischmann, die Schulleitungen der Grundschulen [in der Messestadt Riem, Anm. d. Red.] wollten nicht mit der Presse über den islamischen Unterricht reden. Können Sie das verstehen und was ist aus ihrer Sicht der Grund der Schulleitungen? 

Simone Fleischmann: Ich glaube nicht, dass die Schulleiterinnen und Schulleiter nicht über den islamischen Unterricht reden wollen, sondern dass es ihnen vielmehr darum geht, die Hintergründe des Unterrichts, die Struktur und auch die Realisierbarkeit von staatlichen Vorgaben zu reflektieren. Die Schulleitungen halten diesen Unterricht so ab, wie es laut dieser Vorgaben vorgesehen ist. Die realen Bedingungen lassen manche innovative Ansätze leider oftmals nicht zu. Trotz allem setzen Schulleitungen diese Ansätze dennoch um, weil sie wichtig sind, weil sie den Schülerinnen und Schülern gerecht werden und weil sie vor Ort die einzige Möglichkeit sind, um diese Kinder zu
unterrichten. Wir Schulleiterinnen und Schulleiter wollen, dass sich diese Kinder und Jugendlichen an unseren Schulen und in Bayern beheimatet fühlen, dass sie ihre Religion leben können und dass wir gemeinsam all unsere Religionen achten.

Take Off!: Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht ein möglichst flächendeckender islamischer Unterricht? 

Simone Fleischmann: Je mehr Kinder ihren Religionsunterricht an unseren Schulen in Bayern bekommen, desto besser funktioniert die Integration. Islamischer
Unterricht beugt Radikalisierung vor, so ein Statement meinerseits vor einigen Jahren. Wenn ich mich an meiner Schule abgeholt fühle, weil mein Religionsunterricht dort angeboten wird, dann fühle ich mich dort auch beheimatet. Wichtig ist aber auch: Alle Religionen haben ihre Wertigkeit. Alle Religionen müssen von Kindern, egal, welchen Religionsunterricht sie besuchen, verstanden werden – nur so gelingt Integration. Unsere Gesellschaft ist vielfältig, dies muss sich auch bei solchen Dingen in der Schule abbilden.

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