„Schülerinnen und Schüler mit Legasthenie und Dyskalkulie stehen in ihrer Schullaufbahn vor enormen Herausforderungen. Was dem Rest der Klasse leicht von der Hand geht, fordert von ihnen Höchstleistungen. Angesichts der Tatsache, dass fast jedes siebte Kind betroffen ist, fordern wir die Politik auf, schnellstmöglich entgegenzusteuern und das notwendige Maß an Förderung in den Schulen zu ermöglichen“, fordert Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anlässlich des Tags der Legasthenie und Dyskalkulie, welcher 2003 vom Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) ins Leben gerufen wurde, um auf die Herausforderungen und Bedürfnisse betroffener Kinder und Erwachsener aufmerksam zu machen. Er findet seitdem jährlich am 30. September statt. Ziel ist es, über diese Lernstörungen aufzuklären, Vorurteile abzubauen und bessere Fördermöglichkeiten einzufordern.
Brand ergänzt: „Die Herausforderung beginnt bereits in der Struktur. Die Einstufung von Legasthenie als Teilleistungsstörung bedeutet, dass in der Regel keine zusätzlichen Ressourcen für die betroffenen Kinder bereitgestellt werden, obwohl die Herausforderungen für das Lernen in der Schule gravierend sind. Das hohe Maß an individueller Förderung kann nebenbei im normalen Schulalltag oftmals nicht gelingen. Die Belastungen durch Personalmangel und viele fachfremde Aufgaben, die den Arbeitsalltag von Lehrkräften erschweren, lassen dies schlichtweg nicht zu. Auch im frühkindlichen Bereich gelingt es den politisch Verantwortlichen nicht, ausreichend qualifiziertes Personal bereitzustellen. Damit werden gerade diejenigen Kinder im Stich gelassen, die schon vor ihrem Schuleintritt auf besondere Unterstützung angewiesen wären. Die Folgen sind Lernrückstände, die sich durch die gesamte Bildungsbiografie ziehen und dem grundgesetzlich verankerten Recht auf Bildung widersprechen.“
Der VBE Bundesvorsitzende fordert: „Wir müssen endlich alles daransetzen, echte Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Es braucht massive Investitionen, um die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass jedes Kind die Förderung bekommt, die es benötigt – unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder individuellen Schwierigkeiten. Dies bedeutet insbesondere den flächendeckenden Aufbau und die langfristige Sicherung multiprofessioneller Teams aus Schulpsychologinnen und Schulpsychologen, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern oder Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten, aus denen heraus passgenaue Förderangebote unterbreitet werden können. Darüber hinaus können sie bereits bestehende psychische Belastungen erkennen und professionell behandeln. Zudem muss die Gewinnung von zusätzlichen Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern vorangetrieben werden. Nicht zuletzt brauchen wir Fortbildungsangebote, die pädagogische Fachkräfte befähigen, Lernschwierigkeiten frühzeitig zu diagnostizieren und gezielt gegenzusteuern.“
>> zur Original-Pressemitteilung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)