Das Versprechen kommt vom Bund, die Umsetzung ist Ländersache und wenn es um Umbau, Ausbau oder Neubau von Schulen geht, dann sind meist die Kommunen zuständig: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ist eine Mammutaufgabe. Weil es ein Jahr vor Inkrafttreten gewaltig ruckelt, wird heftig um Verantwortlichkeiten gestritten, inklusive fleißigem Austausch von Schuldzuweisungen.
In Bayern sprechen Vertreter von Kommunen und Eltern beim Ganztagsanspruch von unhaltbaren Versprechungen und nehmen Ministerpräsident Söder in die Pflicht, für vernünftige Strukturen, klare Zuständigkeiten und eine solide Finanzierung zu sorgen.
Personalaufwand steigt erheblich
Doch selbst damit wäre das Hauptproblem nicht gelöst, warnt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit dem Bildungsportal news4teachers. Mit Blick auf den schon jetzt akuten Mangel von pädagogischem Personal in Kitas und an Schulen stellt sie klar: „Lehrerinnen und Lehrer sind für Bildung und Erziehung zuständig – nicht für die Ferienbetreuung oder Sandkastenspiele.“
Denn neben dem zusätzlichen Bildungsangebot am Nachmittag sieht der vom Bund formulierte Rechtsanspruch auch vor, dass Schulen nur an 20 Werktagen im Schuljahr geschlossen sein dürfen. Das bedeutet einen erheblichen zusätzlichen Personalaufwand für Betreuungsangebote auch in den Ferien.
Verantwortung übernehmen!
Doch selbst wenn die Staatsregierung die Finanzierung zusätzlichen Personals sicherstellt, ist damit eben noch keine zusätzliche Lehrkraft oder Betreuungsperson gewonnen: Es stehen schlicht zu wenig Menschen zur Verfügung, um die personellen Anforderungen einer sinnvollen Ganztagsbeschulung zu stemmen.
Deshalb fordert die BLLV-Präsidentin, dass hier nicht wieder der übliche Verantwortungsverschiebebahnhof ablaufen darf, an dessen Ende immer dieselben Personen die Last auffangen müssen: „Die Verantwortung für ausreichend Personal darf nicht bei den Schulleitern landen!“, fordert Simone Fleischmann.
Nur Verwahrung oder doch mehr Bildung?
Dem BLLV geht es dabei auch um die pädagogische Qualität des Ganztags: Mehr Zeit für Bildung bedeutet bestenfalls mehr Zeit für individuelle Förderung jedes Kindes und gut differenzierte Lernformate für letztlich mehr Bildungsgerechtigkeit. Mit außerunterrichtlichen Angeboten können Schülerinnen und Schüler erzieherisch in ihrer Sozialkompetenz gefördert werden. Weil der Ganztag mehr Zeit für Unterricht und Erziehung bietet, kann beides sinnvoll miteinander verwoben werden.
Wer den Ganztag – sei es aus finanziellen, organisatorischen oder politischen Gründen – stattdessen auf reine Betreuung und Verwahrung der Kinder reduziert, springt deutlich zu kurz und verschenkt damit Zukunftschancen.
» zum Bericht bei news4teachers: „Der Countdown läuft: Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztag – doch die Zeit wird knapp, das Geld noch knapper“

Diskussion um Ganztagsanspruch 2026
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Lehrkräfte im Ganztag: Bildung, nicht Betreuung!
In einem Jahr soll der Ganztagsanspruch für Grundschulkinder starten. Neben dem Gerangel ums Geld für nötige Baumaßnahmen fehlt vor allem Personal. BLLV-Präsidentin Fleischmann stellt klar, dass Lehrkräfte für pädagogische Arbeit zuständig sind.