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Sanierungsstau an Schulen verschärft sich wegen Hitzeschutz, Digitalisierung und Ganztag

Das Frankenfernsehen zeigt an Fürther Schulen, wie teuer Sanierung werden kann. BLLV-Präsidentin Fleischmann betont, dass aktuelle Entwicklungen den Bedarf noch deutlich erhöhen – und für pädagogisch ausgerichtete Schulgebäude noch viel mehr getan werden müsste.

Geschichten von unschönen Schultoiletten gehen inzwischen regelmäßig durch die Medien. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs beim Sanierungsstau an bayerischen Schulen. Viel zu lange wurde viel zu wenig für die Grundsubstanz getan. Das zeigt das Frankenfernsehen exemplarisch an Schulen in Fürth, wo allein an zwei Gymnasien eine Viertelmilliarde Euro investiert werden müssen.

Zu den Altlasten kommen nun aber akute neue Herausforderungen: „Hitzeschutzmaßnahmen müssen in bayerischen Schulen dringen umgesetzt werden“, betont BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit dem Frankenfernsehen. Denn der Klimawandel schlage inzwischen voll auf die Schulen durch. „Daran muss sich auch der Schulbau ausrichten: Wenn Schulhäuser ausgestattet werden und renoviert werden oder neu gebaut werden, muss mit bedacht werden, dass es hohe Temperaturen gibt, die dann in Klassenzimmern eben abgefangen werden sollten“, hatte Fleischmann zuvor auch gegenüber der Süddeutschen Zeitung klargestellt.

Vom „Dritten Pädagogen“ sind wir noch sehr weit entfernt…

Dafür gibt es allerdings keine Pauschallösungen, erläutert die BLLV-Präsidentin: „Jede Schule, sogar jedes Klassenzimmer hat andere Bedürfnisse bei der Sanierung und stellt andere Anforderungen.“ Das gilt insbesondere dann, wenn Schulräumlichkeiten nicht lediglich im einfachsten Sinn funktionieren sollen, sondern die pädagogische Arbeit bestmöglich unterstützen. Das beginnt bei eigentlich Selbstverständlichem wie schnellem Internet und zeitgemäßer digitaler Infrastruktur.

Für den BLLV heißt es aber auch, Schulen bezüglich Licht, Lärmschutz und Raumaufteilung für verschiedene Lern- und Sozialformen in flexiblen didaktischen Settings so zu gestalten, dass sie zumindest ansatzweise die Rolle des „dritten Pädagogen“ einnehmen, wie das die heutige Erziehungswissenschaft für das Gelingen ganzheitlicher Bildung fordert.

Sanierungsstau verhindert Bildungsgerechtigkeit

Noch dringender ist der Handlungsbedarf durch den 2026 anstehenden Ganztagsanspruch für Grundschulkinder. „Um die nötigen Räumlichkeiten zur Ganztagsbetreuung zu garantieren sind baulich extrem schwer umzusetzende Maßnahmen nötig“, warnt Simone Fleischmann gegenüber dem Frankenfernsehen. Gerade hier sind offene Raumkonzepte mit Rückzugsmöglichkeiten und Konzentrationsinseln essenziell um die pädagogischen Chancen der Ganztagsbildung nutzen zu können.

Ein großes Problem ist dabei, dass die pädagogisch sinnvolle Gestaltung von Schulen Aufgabe der Sachaufwandsträger ist, also meistens der Kommunen – und die kämpfen immer häufiger mit deutlich angespannten Finanzlagen. So droht gerade in Milieus mit herausforderndem sozioökonomischem Hintergrund die pädagogische Gestaltung von Schulen zu scheitern – also genau da, wo der Bedarf an guter pädagogischer Arbeit am größten ist. Damit verschärft sich die besonders in Bayern grassierende Bildungsungerechtigkeit noch weiter.

Gesundheitsschutz und Pädagogik müssen Priorität haben

Auch wird bei der Sanierungsplanung derzeit noch zu selten an neue Erfordernisse für Lehrkräfte gedacht, die durch die Debatte über die Arbeitszeiterfassung noch dringlicher werden könnten: „In Zukunft wird nicht nur ein Lehrerzimmer benötigt, sondern richtige Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer“, mahnt die BLLV-Präsidentin.

Aus Sicht des BLLV ist die Politik in der Pflicht, die Versäumnisse der letzten Jahre endlich aufzuarbeiten, damit an Schulen nicht nur „existiert“ werden kann, sondern damit diese Lern- und Lebensräume sind, in denen zeitgemäße Bildung gelingen kann – und in denen alle an Schulen Tätigen geschützt werden: „Uns ist die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, Lehrerinnen und Lehrern am allerwichtigsten!“, betont Simone Fleischmann daher.

» zum Bericht im Frankenfernsehen: „Für Digitalisierung und Brandschutz: Fürth investiert in Schulen“