
Geschichten zum Staunen, Lachen und Mitfühlen
Lesestoff für die Sommerferien: Über den Schulstart als neuen Lebensabschnitt, eine Chaostruppe aus drei besten Freunden und das Leben eines neunjährigen Mädchens in einem Frauenhaus – drei aktuelle Buchempfehlungen vom Forum Lesen.
Lasse in der 1. Klasse

Von Sarah Welk
- Mit Illustrationen von Anne-Kathrin Behl
- Verlag: arsEdition
- ISBN: 978-3-8458-5597-4
- Preis: 10,00 Euro
- Seiten: 124
- Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Lasse kommt bald in die Schule. Die Wochen davor sind sehr aufregend. Aber auch, als die Schule dann beginnt, gibt es viel zu erleben und zu lernen.
Dieses Kinderbuch erzählt kindgerecht und witzig einzelne Episoden rund um das Thema Schule aus Sicht eines (baldigen) Erstklässlers.
Inhalt
Noch 37-mal muss Lasse schlafen, dann kommt er in die Schule. Als Astronautenfan möchte er natürlich eine Raketenbüchertasche. Im Geschäft wollen seine Eltern ihn zunächst zu einer anderen Büchertasche überreden. Die Verkäuferin ist jedoch voll auf seiner Seite. Auch die Schultüte ist ein wichtiges Thema. Die will Mama für Lasse basteln. Auf Anregung seiner besten Freundin Rica sucht Lasse eines Tages in Mamas Schrank nach seiner Überraschungsschultüte und ist riesig enttäuscht, als er nur eine sehr langweilige leere Schultüte findet.
Auch in der Schule erlebt der Junge viele aufregende Geschichten. So verlässt Rica in der Pause das Schulgelände, um für Lasse ein neues T-Shirt zu holen, ohne zu wissen, dass sie das nicht darf. Ein Klogang eines Schülers im Unterricht endet damit, dass plötzlich alle Schülerinnen und Schüler ein dringendes Bedürfnis verspüren. Besonders dramatisch wird es, als Lasse für ein Foto seine Schultüte nochmal in die Schule mitbringen soll, diese jedoch daheim inzwischen von ihm zum Glitzerastronauten umfunktioniert wurde und für das Schulfoto nicht mehr zu verwenden ist. Natürlich hat Lasse auch hier einen Plan.
Bewertung
Mit dem Schulstart beginnt für die bisherigen Kindergartenkinder ein neuer Lebensabschnitt. Dieser wird von der Autorin wunderbar lebensnah und realistisch in kurzen, voneinander unabhängigen Geschichten erzählt. Die Hauptperson Lasse berichtet aus der Ich-Perspektive von den letzten Wochen vor Schulbeginn und den ersten spannenden Tagen in der Schule.
Jeder, der Kinder oder Enkel in diesem Alter hat oder hatte, wird diese Situationen oder solche, die den geschilderten ähnlich sind, wiedererkennen. Sarah Welk gelingt es sowohl durch die Geschichten an sich als auch durch ihren Erzählstil, der ganz nah am Kind und seiner Ausdrucksweise ist, dessen Perspektive zu vermitteln. Jedes Gefühl, Freude, Angst, Wut, Traurigkeit oder Neugierde, ist gut nachzuvollziehen und kindgerecht beschrieben. Ein weiteres Highlight sind die vielen, teils großformatigen farbigen Illustrationen, welche witzig einzelne Szenen veranschaulichen.
Das Kinderbuch eignet sich hervorragend zum Vorlesen und ist sicherlich für Kinder, welche ihrem Schuleintritt entgegenfiebern, ein wunderbares Geschenk.
Das ist nicht lustig!

Von Martin Muser
- Mit Illustrationen von Susanne Göhlich
- Verlag: Carlsen
- ISBN: 978-3-551-5555845-9
- Preis: 13,00 Euro
- Seiten: 144
- Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Juri, Kette und Quark sind eine richtige Chaostruppe und haben nichts als Blödsinn im Kopf. Pippo, Juris kleiner Bruder, und die Eltern haben es nicht leicht mit ihnen.
Dieses Kinderbuch enthält zwölf lustige und eine traurige Geschichte und eignet sich hervorragend zum Vor- oder Selberlesen. Witzige Illustrationen passen wunderbar zu den einzelnen Erzählungen.
Inhalt
Juri, Kette und Quark sind beste Freunde und „eine richtige Chaostruppe“. Diese Meinung vertritt Juris Mama und sein kleiner Bruder Pippo kommentiert ihre Ideen mit der Aussage „Das ist nicht lustig!“.
Dabei haben die drei Kinder fantasievolle und ungewöhnliche Ideen, die sie, ohne viel nachzudenken, umsetzen. So wird beispielsweise die Wohnung zum Länderentdecken umfunktioniert. Sie wollen „Sofalonien“, einen unbekannten Kontinent, erforschen und dürfen dabei keinesfalls den Boden berühren, denn hier ist Wasser, in welchem gefährliche Haie lauern. Das gestaltet sich gar nicht so einfach. In einer anderen Geschichte finden sie einen leeren Einkaufswagen, mit dem sie einen Abhang hinunterrasen. Dummerweise haben sie übersehen, dass es keine Bremsen gibt …
Bewertung
Zwölf lustige Geschichten und eine traurige, in der Juris Opa stirbt, finden sich in diesem Kinderbuch, welches sich sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen gut eignet. Juri erzählt in der Ich-Form von seinen Erlebnissen und den fantasievollen Ideen, die er mit seinen Freunden in die Tat umsetzt. Sein kleiner Bruder äußert immer seine Bedenken dazu, die Eltern und der Opa bleiben erstaunlich gelassen und nehmen die Widrigkeiten wie eine Wohnung, welche unter Wasser gesetzt wurde, mit Humor. Ebenso, wie die ersten zwölf Geschichten voller überbordender Witzigkeit und Fantasie sind, ist auch der Sprachstil von Juri, in dem er alles erzählt, unkonventionell und witzig. Von dieser Fröhlichkeit und Leichtigkeit hebt sich die letzte Geschichte ein wenig ab, in der Juris geliebter Opa ins Krankenhaus muss, und als er heimkommt, ist allen bewusst, dass er sterben wird. Opa nennt es: „Ich mache den Verschwindibus.“ Trotz aller Traurigkeit macht auch diese Geschichte Mut. Das Leben geht weiter.
Keine Party ist auch keine Lösung

Von Anna Maria Praßler
- Mit Illustrationen von Theresa Strozyk
- Verlag: Klett Kinderbuch
- ISBN: 978-3-95470-311-1
- Preis: 16,00 Euro
- Seiten: 159
- Altersempfehlung: ab 9 Jahren
Die neunjährige Jagoda lebt mit ihrer Mutter im Frauenhaus. Sie möchte in Mia, ihrer neuen Klassenkameradin, eine Freundin finden und steht nun vor dem Problem, dass sie innerhalb kürzester Zeit ohne finanzielle Mittel und Möglichkeiten eine Geburtstagsparty organisieren soll.
Ein sehr altersgerecht geschriebenes Kinderbuch mit einer tollen Protagonistin. Die hier erzählte Geschichte greift das ernste Thema „Leben im Frauenhaus“ sehr berührend und gleichzeitig Mut machend auf.
Inhalt
Jagoda lebt mit ihrer Mutter im Frauenhaus. Keiner darf wissen, dass sie hier sind, damit ihr gewalttätiger Vater sie nicht aufspürt. Als ihre Klassenkameradin Mia sie fragt, ob sie zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen wird, sagt Jagoda ihr spontan zu, obwohl sie niemanden ins Frauenhaus einladen kann. Nun hat sie also das Problem, dass sie kein Geld hat, keinen Ort zum Feiern und nur vier Tage Zeit, alles vorzubereiten. Aber Jagoda ist kreativ und einfallsreich. Sie gibt nicht auf und mobilisiert die Mitbewohnerinnen im Frauenhaus ebenso wie nette Zufallsbekanntschaften, denen sie zum Beispiel bei der Hundeerziehung hilft. So scheint alles gut zu laufen. Auch wenn es kurz vor ihrem Geburtstag Probleme gibt und das Mädchen schon fast aufgeben will, findet am Ende doch eine wunderbare Party statt, bei der alle ihren Spaß haben.
Bewertung
Jagoda ist ein großartiges Mädchen. Sie ist kreativ, hilfsbereit, empathisch und ihrem Alter weit voraus. Sicher auch aufgrund all der Erlebnisse, die sie in ihrem jungen Leben bereits hatte. Sie steckt sich ihre Ziele und geht diese konsequent an. Dabei hat sie es wirklich nicht leicht, denn sie muss ja mit der Situation zurechtkommen, dass sie ihren Aufenthaltsort keinesfalls verraten darf, um die Frauen, die hier leben, nicht zu gefährden. Und natürlich teilt sie selbst das Schicksal der anderen Kinder, die hier leben und wie sie bei Nacht und Nebel vor dem gewalttätigen Vater in Sicherheit gebracht wurden, an einem ganz anderen Ort neu in der Schule anfangen mussten und nun die eigene Lebenssituation geheim halten müssen.
Die Autorin hat sich über die Lage von Frauen, die mit ihren Kindern Hilfe im Frauenhaus suchen, gut informiert und ihr Wissen unaufdringlich, aber dennoch kompetent und sachlich in die Handlung mit einfließen lassen, indem sie die besonderen Umstände aus Jagodas Perspektive schildert. Am Ende des Buches gibt es für die Leserinnen und Leser hierzu weiterführende Informationen und Adressen.
Ein sehr altersgerecht geschriebenes Kinderbuch mit einer tollen Protagonistin. Die hier erzählte Geschichte greift das ernste Thema „Leben im Frauenhaus“ sehr berührend und gleichzeitig Mut machend auf. Eine wunderbare Ergänzung stellen die witzigen Illustrationen dar, die in Blau gehalten sind – Jagoda berichtet, dass sie diese Farbe hasse – unter anderem, weil „blau sein“ bedeute, dass jemand betrunken ist, und auch „blaue Flecken“ gehören für sie unter die „top drei der schlechtesten Dinge“ …