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Wenn Neuanfänge zu Chancen werden

Für die Sommerzeit empfiehlt das Forum Lesen drei Bücher über starke Kinder. Von der Einschulung bis hin zu Angststörungen und besonderen Freundschaften greifen diese sowohl leichte als auch herausfordernde Themen auf – kindgerecht und einfühlsam erzählt.

Neues aus dem Holunderweg – Endlich Schulkind

Von Martina Baumbach

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Verena Körting
  • Verlag: Gabriel
  • ISBN: 978-3-94445470-299-2522-30668-3
  • Preis: 14,00 Euro
  • Seiten: 127
  • Altersempfehlung: ab 6 Jahren

Im Holunderweg 7 geht es sehr trubelig zu, denn hier wohnen viele verschiedene Menschen unter einem Dach. Eine von ihnen ist Lilly. Sie kommt nach den Sommerferien in die Schule und freut sich sehr auf diesen neuen Lebensabschnitt. 

Dieses Kinderbuch über die spannende Phase der Zeit der Einschulung weckt Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt. Es ist sowohl zum Vorlesen für zukünftige Schulkinder als auch zum Selberlesen für ältere Kinder, die gute, kindgerechte und kaum problembeladene Unterhaltung möchten, zu empfehlen.

Inhalt

Lilly kommt nach den Sommerferien in die Schule und freut sich schon unbändig darauf. Dieser neue Lebensabschnitt bringt viele Veränderungen mit sich und es ergeben sich ganz besondere Situationen. So verliert Lilly ihren ersten Wackelzahn und die Zahnfee bringt ihr ein Geschenk. Mit ihrem Vater absolviert sie die Schulanmeldung und sie darf zum Schnuppern in die Schule gehen. Und natürlich muss der Schulweg geübt werden. Aber auch auf Ella und Bruno, die ebenfalls im Holunderweg wohnen, kommen Veränderungen zu, denn sie kommen nun in die 5. Klasse und müssen die Grundschule verlassen. Die beiden sind ebenso wie Lilly aufgeregt.

Bewertung

Der Schulbeginn ist für Kinder ein aufregender, neuer Lebensabschnitt. Kinder freuen sich in der Regel riesig auf diesen Tag. Dieses Buch aus der Reihe „Neues aus dem Holunderweg“ beschreibt in zwölf Kapiteln, was alles Aufregendes, Spannendes und Schönes auf die Kinder zukommt. Hauptprotagonistin ist Lilly, aber auch andere Kinder, ältere und jüngere, die die Leser vielleicht aus den vorherigen Bänden kennen, spielen wieder eine wichtige Rolle. So ist das vorliegende Buch nicht nur zum Vorlesen für baldige Schulkinder zu empfehlen, sondern auch für ältere Schülerinnen und Schüler, die schon lesen können. Bestimmt bekommen (Vorschul)-Kinder Lust, das eine oder andere auch auszuprobieren und umzusetzen – zum Beispiel eine Übernachtungsparty oder einen Ausflug ins Maislabyrinth. 

Inhaltlich und sprachlich ist das Buch kindgerecht geschrieben und konzipiert. Die mehrfarbigen Illustrationen lockern viele Textseiten auf und veranschaulichen die Erzählung. Zur Einstimmung auf den Schulanfang ist dies ein sehr schönes Geschenk.

Schisser und ich

Von Frank Schmeißer

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Melanie Garanin
  • Verlag: Carlsen
  • ISBN: 978-3-551-65247-8
  • Preis: 12,00 Euro
  • Seiten: 182
  • Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Jakob zieht mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester in ein neues Viertel, ganz ruhig und ländlich gelegen. Bisher hatte der Junge keine Freunde. Aufgrund einer Angststörung kapselt er sich gern ab. Findet er hier Anschluss? 

Dieses Kinderbuch ist der gelungene Auftakt einer witzigen Buchreihe, die inhaltlich nicht nur gute Unterhaltung für Jungen und Mädchen bietet, sondern durchaus auch schwierigere Themen aufgreift, jedoch ohne pädagogischen Zeigefinger.

Inhalt

Der zehnjährige Jakob leidet unter einer Angststörung. Er ist sehr intelligent und akzeptiert seine Krankheit. Er hat gelernt, einigermaßen gut damit umzugehen. So helfen ihm bei Angstattacken sein Stoffhase Schisser oder Atemübungen. Mit seiner Familie zieht er nun aus der Großstadt in das idyllische Feuerviertel. Hier lernt er bald andere Kinder kennen, die eine coole Kinderbande gegründet haben. Nur zu gern würde Jakob hier Mitglied werden. Um aufgenommen zu werden, muss er allerdings eine Mutprobe bestehen. Als er dafür in einen Brunnen klettern soll, ist der Junge völlig überfordert und bekommt eine Angstattacke. Später erzählt er den anderen Kindern von seiner Krankheit. Diese reagieren mit Verständnis und Mitgefühl auf seine Ehrlichkeit.

In der folgenden Nacht will die Bande zwei Hühner, die im Nachbargarten von zwei Männern nicht artgerecht gehalten werden, befreien und in Sicherheit bringen. Als Jakob mitbekommt, dass die beiden Männer dabei sind, die anderen auf frischer Tat zu erwischen, wächst er über sich hinaus und tut alles, um sie rechtzeitig zu warnen. Zwar fliegen sie am Ende doch auf, doch Jakobs Vater kauft die Hühner und Jakob selbst wird von den Bandenmitgliedern in die Bande aufgenommen. 

Bewertung

Der zehnjährige Jakob weiß: „Ich habe eine Angststörung! Ich bin krank. Mein Kopf ist verrückt. (…) Das bedeutet, dass ich mir bei jeder klitzekleinen Kleinigkeit Sorgen mache…“ (S. 114). Er erzählt also selbst von seinen psychischen Problemen und davon, wie er sie im Alltag bewältigt. Und eigentlich wollte er ursprünglich nicht, dass jemand von seiner Krankheit erfährt. Als er dann doch offen mit den anderen Kindern darüber spricht, reagieren diese mit Interesse und Verständnis. Dies ist die Grundlage für ein gutes Miteinander und für Jakob eine große Erleichterung.

Mit der sehr witzig geschriebenen Geschichte über einen Jungen, der unter Angststörungen leidet, greift das Kinderbuch ein recht schwieriges Thema auf, geht damit aber sehr kindgerecht um. So ist es gut nachvollziehbar, wie es Jakob geht, wenn ihn eine Panikattacke überfällt, und wie er sie bewältigt. Höchst amüsant sind zudem die anderen Familienmitglieder mit ihren Besonderheiten und das alltägliche Zusammenleben in Jakobs etwas ungewöhnlicher Familie geschildert.  Angenehm aufgelockert wird der Text durch die in einem comicartigen Stil gezeichneten Illustrationen, welche schwarz-weiß gehalten sind. Alles in allem: sehr empfehlenswert. Man darf gespannt sein, wie es mit Jakob weitergeht.

Als Anders in mein Leben rollte

Von Ariane Grundies

 

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Regina Kehn
  • Verlag: Rotfuchs
  • ISBN: 978-3-7571-0019-3
  • Preis: 14,00 Euro
  • Seiten: 203
  • Altersempfehlung: ab 9 Jahren

Ronja bekommt einen neuen Mitschüler, welcher im Rollstuhl sitzt. Die beiden freunden sich schnell an. Gleichzeitig erfährt das Mädchen, dass ihre Eltern sich getrennt haben und ihre Mutter einen neuen Freund hat. 

Dieses Kinderbuch geht auf schwierige Themen wie Inklusion oder Trennung der Eltern ein. Trotzdem liest es sich leicht und ist witzig und warmherzig geschrieben.

Inhalt

Ronja bekommt einen neuen Mitschüler namens Anders. Dieser sitzt im Rollstuhl und es wird nun lange in der Klasse diskutiert, welche Rolle im Theaterstück von „Hänsel und Gretel“ er übernehmen soll. Letztendlich sollen Ronja und er miteinander proben und die beiden werden nach und nach Freunde. Dies tut Ronja sehr gut, denn sie hat gerade von ihren Eltern erfahren, dass diese sich schon vor längerem getrennt haben. Ihre Mutter hat einen neuen Freund, welcher zwei Kinder hat. Beim ersten Kennenlernen ist zu Ronjas Glück auch Anders dabei, denn sie findet sowohl die beiden Kinder unmöglich als auch deren Vater. Ob es da der richtige Weg ist, dass Ronja und ihre Mutter zu den dreien ziehen? 

Anders erweist sich für Ronja als guter Freund, umgekehrt tut auch das Mädchen ihm gut, da sie ganz unkompliziert mit ihm umgeht. Natürlich gibt es auch in dieser Freundschaft Probleme, die beide jedoch gut miteinander lösen. Am Ende des Buches haben alle eine befriedigende Lösung für sich gefunden. Die Aufführung des Theaterstückes erweist sich jedoch mehr als schwierig. Hier läuft einiges schief. 

Bewertung

Das Buch greift einige relevante Themen auf. So spielt zum Beispiel das Thema Inklusion eine Rolle, daneben geht es um den richtigen Medienkonsum, Regeln in der Familie oder gesunde Ernährung. Als Hauptthema der Geschichte sehe ich die Trennung der Eltern an, mit welcher Ronja völlig unvorbereitet konfrontiert wird, wobei ihre Eltern jedoch immer noch miteinander agieren und mit der Trennung für sich und ihre Tochter das Beste wollen. Sie gehen völlig normal und unbefangen miteinander um. 

Warmherzig, witzig und kindgerecht wird mit all diesen Themen umgegangen. Die Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen wunderbar einzelne Szenen der Geschichte. Eine empathisch und nah am Leben erzählte Geschichte zum Vor- und Selberlesen, die berührt und gleichzeitig zum Schmunzeln animiert.