Bei vielen Eltern und Schüler:innen in Krailling nahe Starnberg kamen unschöne Erinnerungen hoch: Weil die seit Jahren marode Heizung mal wieder streikt und es in den Klassenzimmern mit 14 Grad viel zu kalt war, wurden die Kinder in den Distanzunterricht geschickt. Das heißt für Eltern hektisches Jonglieren, um zuhause irgendwie für Unterstützung zu sorgen, und für die Kinder ein Unterricht, der das Lernen deutlich erschwert.
Trotzdem war der Schritt unvermeidbar, wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit Radio Arabella klarstellt: „Die Kinder können einfach nicht frierend Unterricht haben. Es ist also klar, dass die Kollegin die Kinder in den Distanzunterricht schicken musste.“
Lehrkräfte sind bereit, Schulen und Eltern nicht immer…
Darauf seien Lehrkräfte prinzipiell auch eingestellt, betont Fleischmann: „Wir haben das in der Corona-Zeit natürlich trainieren müssen. Wir können also Distanzunterricht abhalten – auch wenn keiner diese Zeit zurückhaben will. Die Kollegin in Krailling hat den Eltern einen QR-Code geschickt, so konnten sich die Kinder gut einwählen.“
Das ist allerdings nicht überall so leicht möglich, weil es entweder an der technischen Ausstattung hakt, oder Eltern nicht die Ressourcen haben, um adhoc das Lernen zuhause einzurichten, warnt die BLLV-Präsidentin: „Bei manchen Schulen ist die Ausstattung derart perfekt, bei anderen Schulen ist so etwas nicht so gut möglich. Und bei anderen Schulen kriegen es die Eltern gar nicht hin, dass die Kinder von jetzt auf gleich zu Hause in den Distanzunterricht gehen können. In Krailling wurde ja auch die Möglichkeit eingerichtet, die Kinder an der Schule zu begrüßen, wenn das zu Hause eben nicht geht. Aber es ist dann trotzdem kalt…“
Live lernt es sich besser
Aus pädagogischer Sicht ist so ein Schritt ohnehin alles andere als wünschenswert, sagt Simone Fleischmann mit Blick auf die Verwerfungen während der Pandemie: „Wir wissen alle, wie viel Live-Unterricht Wert ist! Distanzunterricht ist anders und nicht so nachhaltig. Das zeigt sich daran, wie enorm die Folgen nach der Corona-Zeit bei den Kindern und Jugendlichen jetzt immer noch sind. Das möchten wir nicht mehr zurückhaben!“
Ob die Option wie in Krailling besteht, hängt dabei allerdings meist nicht an den Pädagoginnen und Pädagogen, sondern an den Rahmenbedingungen, in denen sie arbeiten, betont die BLLV-Präsidentin: „Es ist prinzipiell machbar - an der einen Schule besser als an der anderen. Das hängt allerdings nicht an den Lehrerinnen oder den Schulleiterinnen, sondern das hängt meist an der digitalen Ausstattung – und leider oft auch immer noch am WLAN.“
Zu viele „Einzelfälle“
Auch BLLV-Vizepräsident Tomi Neckov sieht dringenden Nachholbedarf bei den schulischen Rahmenbedingungen. Denn eigentlich dürfte eine Situation wie in Krailling erst gar nicht entstehen. Das passiert aber leider häufiger, wie Neckov im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk schildert: „Der Einzelfall ist symptomatisch für unsere Schulgebäude in Bayern. Wir hatten Anfang des Jahres in der Oberpfalz eine Schule, in der ein Fenster aus dem Rahmen gefallen ist und fast ein Kind erschlagen hat. Ich kenne zig Schulen, in denen es zu den Fenstern reinzieht.“
Aus Sicht des BLLV ist das ein Armutszeugnis in einem Bundesland, dessen Zukunft ganz entscheidend von der Bildung der Kinder und Jugendlichen heute abhängt. Die Wissenschaft hat vielfach belegt, welche Bedeutung die Gestaltung von Lernräumen für gelingende Bildung hat, und spricht dabei im besten Fall vom „dritten Pädagogen“.
Enormer Nachholbedarf
Davon ist Bayern aber meilenweit entfernt, wenn es nicht mal gelingt, Kindern und Jugendlichen beheizte Klassenzimmer bereitzustellen. Entsprechend ernüchtert fällt das Fazit von Vizepräsident Tomi Neckov aus: „Für mich ist es immer noch so, dass wir viel zu viele marode Gebäude haben, die im sanierungsbedürftigen Zustand sind.“
Die Politik ist also dringend gefordert, nicht nur immer dieselbe Leier von der Verantwortlichkeit der Kommunen zu singen und damit Verantwortung bloß zu delegieren, sondern tatsächlich wirksame Schritte zu unternehmen, damit Bildung vor Ort nicht schon an den absoluten Mindestvoraussetzungen scheitert.
» zum Bericht bei BR24: „Kaputte Heizung: Kraillinger Grundschule bleibt geschlossen“

Belastend für alle
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Kaputte Schulheizung: Lehrkräfte reagieren gut, Sanierungsbedarf ist hoch
Die Grundschule in Krailling schickt Kinder in den Distanzunterricht, weil die marode Heizung streikt. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann betont, kurzfristig ist das keine gute, aber die einzige Option. BLLV-Vize Tomi Neckov sieht Sanierungsstau an Bayerns Schulen.
Medienbericht
Simone Fleischmann im Wortlaut bei Sat1 Bayern:
"Ein Kind ist der größte Wert, den wir in der Gesellschaft haben. Und wenn wir die wertschätzen wollen, dann brauchen sie die schönsten Gebäude. Kinder sind lange in der Schule. Im Ganztag von sieben Uhr dreißig bis siebzehn Uhr oder gar noch länger."