Leibl_Karin_169.jpg
Werbekampagne des Kultusministeriums für das Lehramt Startseite Topmeldung

„Aber sichi“: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Seit einigen Tagen machen Werbepostkarten des Kultusministeriums Furore. Die Plakate und Karten sind bemüht jugendlich und spielen mit Klischees. Ein Kommentar von Karin Leibl, neben vielen anderen Funktionen im BLLV auch Kreisvorsitzende in Ingolstadt.

Ein Beispiel: „Als Lehrerin oder Lehrer hast du jede Menge Flexibilität: Spontan am Nachmittag Zeit für Family & Friends? Sichi! Dazu kommen die ganzen Sicherheiten des Lehramts: auf Lebenszeit verbeamtet und gut bezahlt.“

Viele Lehrerinnen und Lehrer sind brüskiert und verärgert. Die ersten Reaktionen waren Ungläubigkeit. Auf Twitter fragte jemand direkt beim Kultusministerium an, ob die Kampagne wirklich von dort käme.

Mit Jugendsprache gegen Lehrkräftemangel?

Es ist eine Werbekampagne, die sich an die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten richtet. Der Beruf der Lehrkraft soll attraktiv dargestellt werden. Deswegen ist die Sprache so jugendlich und voller Anglizismen. Das Kultusministerium schreibt auch, dass einer der Vorteile am Lehrberuf ist, dass man „Jugendwörter lange vor dem Duden“ kenne und „forever young“ bliebe.

Die oben zitierte Karte unterstellt wir Lehrkräfte hätten vormittags Recht und nachmittags frei und wären überbezahlt. „Nein zu 9 to 5“ besagt eine andere Karte. Ja sicher, weil Lehrkräfte weit mehr arbeiten. Das Ministerium wirbt allerdings ganz im Gegenteil mit der vielen Freiheit – schränkt aber Teilzeitmöglichkeiten mehr und mehr ein.

Lehrerinnen und Lehrer ernst nehmen!

Lehrkräfte fühlen sich mit solchen Aktionen nicht ernst genommen. Mit der Info, dass es sich um einen Teil der Kampagne ZUKUNFTPRÄGEN.BAYERN handelt, der sich an Jugendliche richtet, ist das Ganze vielleicht ein bisschen besser zu verstehen. Aber es macht ein ungutes Gefühl. Die Lehrkräfte fühlen sich auf dem Arm genommen. In den sozialen Netzwerken wird diskutiert. Es fallen Bemerkungen wie „Ich schwanke zwischen fremdschämen und blankem Zorn.“ Oder „Ich warte auf ein Bekennerschreiben von Postillion oder Jan Böhmermann.“ Oder auch „Ja, ist denn schon 1. April?“

Auch markant: „Die Leute, die sich von sowas angesprochen fühlen, will doch niemand als Lehrkraft vor unseren Kindern stehen haben“.

Immerhin, Aufmerksamkeit unter den Lehrkräften hat die Kampagne bekommen.

Und eines ist „sichi“: Dieses Wort wird Einzug in die Schulen nehmen. Quasi von oben nach unten infiziert. Sus.

 



Mehr zum Thema

Themen:
Lehrermangel