(c) Carlsen Verlag, Gabriel Verlag
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Forum Lesen: Buchtipps im Juli Service

Alaska und Vatikan

Seit seinem ersten epileptischen Anfall ist im Leben des 13-jährigen Sven nichts mehr so wie vorher. Der Buchtipp im Juli erzählt mit großem Einfühlungsvermögen diese bewegende Geschichte, die den Leser schon nach den ersten Seiten fesselt.

Für immer Alaska

Von Anna Woltz

Carlsen Verlag
Seiten: 174
Preis: 12,00 Euro
ISBN: 978-3-551-55378-2

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Seit seinem ersten epileptischen Anfall ist im Leben des 13-jährigen Sven nichts mehr so wie vorher. Statt Wettkämpfe zu schwimmen und anderen Sport zu treiben, ist er jetzt ein „Freak“, ein Junge, dessen Hobby Epilepsie ist, wie er sagt. An seiner Seite hat er nun als Assistenzhund Alaska. Der Golden Retriever gehörte zuvor Parker, die den Hund abgöttisch liebt, aber wegen der Allergie ihres kleinen Bruders weggeben musste. Parker und Sven lernen sich unter denkbar schlechten Voraussetzungen kennen. Neben dem Thema Epilepsie, über das die Autorin nebenbei ganz viel Wissen vermittelt, geht es in diesem fesselnden Roman, der den Leser emotional sehr berührt, u.a. auch um die Entwicklung zweier junger Menschen, die sich beide in einer Ausnahmesituation befinden und letztlich an dieser wachsen. Ein weiteres einfühlsam behandeltes Thema ist die Angst.

Inhalt
Seit seinem ersten epileptischen Anfall ist im Leben des 13-jährigen Sven nichts mehr so wie vorher. Noch haben die Ärzte nicht das passende Medikament gegen Svens Epilepsie gefunden, weshalb sich die Anfälle ständig wiederholen, mal nur in Form von Absencen, immer wieder aber auch in schwerer Form, sodass er im Krankenhaus behandelt werden muss.

Wegen der vielen Krankenhausaufenthalte hat er die 7. Klasse nicht geschafft und muss nun an einer anderen Schule neu beginnen. Hier trifft er auf Parker. In Parkers Leben klafft ein riesiges Loch: Sie musste ihre Hündin Alaska weggeben, weil ihr kleiner Bruder allergisch auf Hundehaare reagiert. Parker vermisst den Hund schmerzlich und ist völlig außer sich, als sie entdeckt, dass Alaska als Assistenzhund bei ihrem Mitschüler Sven ist, der, um vor den anderen „cool“ dazustehen, vom ersten Tag an bösartiges Mobbing gegen sie betreibt. Sie nimmt wahr, wie wenig pfleglich Sven mit Alaska umgeht, beschließt Alaska zu entführen, steigt mehrmals nachts maskiert bei Sven ein und kommt inkognito mit ihm ins Gespräch.

Hier erlebt sie einen ganz anderen Sven, der ihr sein Herz ausschüttet und erzählt, wie es ihm mit der ständigen Angst vor einem neuen Anfall und seinen Folgen geht. Aber auch sie öffnet sich. Sie berichtet ihm von einem bewaffneten Raubüberfall, der von zwei Männern auf das Fotogeschäft ihrer Eltern verübt worden ist und der insbesondere ihren Vater völlig aus der Bahn geworfen hat. Seitdem ist die Angst vor den flüchtigen Räubern ihr ständiger Begleiter. Dennoch begibt sie sich immer wieder ganz alleine auf Verbrecherjagd, da sie den Räuber, versteckt hinter einem Vorhang, beobachtet hat und meint ihn wiedererkennen zu können. Als Sven Parker auf die Schliche kommt, stellt er sie zur Rede. Die Wende für sie beide bringt allerdings ein großer Anfall, den Sven in der Schule erleidet.

Bewertung
Mit großem Einfühlungsvermögen erzählt die Autorin diese bewegende Geschichte, die den Leser schon nach den ersten Seiten so sehr fesselt, dass er sie nicht beiseitelegen kann. Neben dem Thema Epilepsie, über das sie ganz viel Wissen vermittelt, geht es um die Entwicklung zweier junger Menschen, die sich beide in einer Ausnahmesituation befinden und letztlich an dieser wachsen.

Sven und Parker, die die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen, sind tolle Protagonisten. Allerdings wächst dem Leser Parker deutlich mehr ans Herz – möglicherweise, weil Sven zunächst eher unsympathisch gezeichnet ist und den Hund so unfreundlich behandelt. Dieser ist für ihn das stets sichtbare Zeichen seiner Krankheit. Gegen Alaska, die er nur „Tier“ nennt, richten sich die Aggressionen, die er durch seine Krankheit gegen sich und seine Umgebung entwickelt.

Wie bei Parker entwickelt sich allerdings auch beim Leser das Verständnis für den Jungen, den seine Krankheit, wie er selbst sagt, immer wieder zu einem hilflosen „Freak“ macht, zu einem „Jungen vom Mars, der ununterbrochen Elektroschocks bekommt“. Wie schlimm diese Anfälle für ihn sind, wird deutlich, wenn er Parker vor Augen hält, dass ihre Angst vor den bewaffneten Räubern gar nichts ist im Vergleich zu seiner Angst vor sich selbst, einer Angst, der er nirgends entfliehen kann, weil er dieser Krankheit hilflos ausgeliefert ist. Was das bedeutet, wird dem Leser in vielen Szenen ebenso eindringlich vor Augen geführt wie die Reaktionen von Svens Umgebung, die wohl typisch sind für das Verhalten von Menschen. Der Tiefpunkt ist hierbei das Handy-Video, das ein Mitschüler von Sven während eines großen Anfalls in der Schule dreht und dann per WhatsApp verschickt – eine leider sehr realistische Aktion.

Der vielschichtige und somit absolut lesens- und empfehlenswerte Roman weckt ganz nebenbei Verständnis für die Krankheit Epilepsie und die Lage der Menschen, die davon betroffen sind. Er ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. durch die Nominierung für den Jugendliteraturpreis 2019 und den Leipziger Lesekompass 2019.

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Geheimstadt Vatikan. Jan und Mila treffen den Papst

Von Katharina Kunter
Illustrationen von Evi Gasser

Gabriel Verlag
Seiten: 64
Preis: 11,99 Euro
ISBN: 978-3-522-30503-7

Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Gemeinsam mit Markus, dem Sohn eines Wächters am Petersdom, begeben sich die Kinder Jan und Mila auf eine spannende und lehrreiche Entdeckungstour durch die Vatikanstadt. Dieses kindgemäß und ansprechend konzipierte „erzählende Sachbuch“ erklärt umfassend und informativ „das Reich“ des Papstes.

Inhalt
Die Geschwister Jan und Mila machen mit ihren Eltern Urlaub in Rom. Als die Eltern in der Menschenschlange für die Vatikanischen Museen anstehen müssen, freunden die Kinder sich mit dem Jungen Markus an. Dessen Vater arbeitet als Wächter für den Petersdom. Mit Markus‘ Wissen und Beziehungen kommen die beiden zusammen mit ihm in die Vatikanstadt und erforschen diese zu dritt, denn Markus hat einen geheimnisvollen Zettel gefunden. Gemeinsam folgen sie den Spuren und erfahren unterwegs viel über die Vatikanstadt und ihre Geschichte. Auch über das Amt, welches der Papst innehat, erhalten sie Informationen, sie bestaunen den Künstler Michelangelo und seine Werke und kommen an Plätze, die für Touristen normalerweise nicht so einfach erreichbar sind. Am Ende ihrer Tour haben sie viel gelernt und bestaunt. Als sie sich von Markus verabschieden, beichtet er ihnen, dass er die geheimnisvollen Zettel selbst geschrieben hat. Er wollte gemeinsam mit Freunden den Vatikan erleben.

Bewertung
Das Kinderbuch ist eine gelungene Mischung aus Erzählung und Sachbuch. Die Hauptpersonen, zwei Jungen und ein Mädchen, begeben sich gemeinsam auf eine Erkundungstour durch den Vatikan. Zusammen mit dem Leser erforschen sie die verborgene Stadt. Ein Spannungselement sind die geheimen Botschaften, die ihnen immer wieder Impulse für die weitere Suche geben. Dabei dringen sie an die unterschiedlichsten Orte vor und entdecken viele interessante Details. Sowohl die doppelseitigen, farbigen Bilder, welche mit Sprechblasen versehen sind, als auch die informativen Texte, die in jedem Kapitel zu finden sind, enthalten weiterführende Erklärungen rund um das Thema Vatikanstadt. Sicherlich werden hier nicht nur kindliche Leser Neues erfahren und lernen. Dieses kindgemäß und ansprechend konzipierte „erzählende Sachbuch“ erklärt umfassend und informativ „das Reich“ des Papstes.

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