(c) Daniel Jung
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Lernvideos auf Youtube: Kritisch nutzen und Standards sichern

Zur Studie um die hohe Nutzung von Youtube-Lernvideos durch Schülerinnen und Schüler schlägt Udo Beckmann, Vorsitzender des BLLV-Dachverbands VBE, ein Zertifikat für hochwertige Clips vor – und lobt die soziale Gerechtigkeit des Formats.

Die Videoplattform Youtube ist zuletzt durch den CDU-kritischen Clip des Nutzers Rezo in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Nun zeigt eine Studie im Auftrag des Rats für kulturelle Bildung, der von Stiftungen wie Bertelsmann, Deutsche Bank oder Mercator finanziert wird, dass mit 86% eine große Mehrheit der 12- bis 19-Jährigen Youtube nutzt. Knapp die Hälfte (47%) gibt an, dass die Videos dort wichtig oder sehr wichtig bei Themen sind, die in der Schule behandelt werden: Schülerinnen und Schüler nutzen die Clips für Hausaufgaben oder als Erklärungshilfe für Inhalte, die sie im Unterricht nicht verstanden haben.

Das Interesse und Engagement der Schülerinnen und Schüler ist dabei begrüßenswert, meint Udo Beckmann, Vorsitzender des BLLV-Dachverbands VBE: „Erst einmal zeigt die Studie, dass sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit mit Fachwissen beschäftigen, dieses nacharbeiten, wiederholen oder vertiefen wollen.“

Nachhilfe kostenlos für alle

Beckmann sieht darin potenziell einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit: „Da die Lernvideos allen zugänglich sind, bieten sie allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von dem sozio-ökonomischen Status der Eltern die gleichen Möglichkeiten. Das ist gerechter als Nachhilfe, die sich nicht alle Eltern leisten können.“

Wie Bundesbildungsministerin Karliczek sieht Beckmann die Notwendigkeit, die Qualität der Inhalte kritisch zu prüfen, sowohl fachlich wie auch im Bezug auf Tendenzen der vermittelten Weltanschauung. Er verweist dabei auf „hohe Anforderungen“ und „breite Kriterienkataloge“, die für Lehrkräfte und Schulbücher gelten und schlägt vor, Lernvideos auf Youtube zu zertifizieren, „die Qualitätsstandards guten Unterrichts gerecht werden und Fachwissen gut vermitteln.“ So hätten Schüler und Eltern eine gute Orientierung, mit welchem Material sinnvoll nachbereitet werden kann und Lehrkräfte einen Anhaltspunkt, welche Clips sie ggf. auch im Unterricht einsetzen können.

Denn Schülerinnen und Schüler wünschen sich laut der Studie ausdrücklich die Integration von Youtube-Videos in den Unterricht und auch, solche Clips selbst zu produzieren. Hier mangelt es aber an zwei Drittel der Schulen an technischer Ausstattung, stellt Beckmann klar – vor allem bei schnellem Internet, WLAN und digitalen Endgeräten. Hier werde eine große Chance verschenkt, mit neuen Medien zu unterrichten und mit Auflockerung und Methodenwechsel die Motivation von Schülerinnen und Schülern zu steigern.

» zur Pressemitteilung des VBE

Youtube: ganzheitliche Bildung vs. kommerzielle Dauernutzung

Unterricht zum Zurückspulen: Ein wichtiger Grund für die Nutzung von Erklärvideos ist die niederschwellige Möglichkeit, schwierige Inhalte mehrmals anzusehen, ohne im Klassenzimmer ggf. mehrfach nachfragen zu müssen.

Darüber hinaus inspirieren Youtube-Videos Jugendliche oft zu kreativen Tätigkeiten wie Tanzen, künstlerischem Gestalten oder Handwerk und können damit einen Beitrag zu ganzheitlicher Bildung leisten.

Kritisch zu sehen ist Youtube als kommerzielle Plattform insofern, weil sie primär großes Interesse daran hat, Jugendliche mit immer neuen Videovorschlägen zu möglichst langer Nutzung der Plattform zu verleiten, um so Werbeerlöse zu maximieren. Auch dies spricht für eine Einbettung in den Unterricht mit entsprechenden Hinweisen.



Der BLLV hat die Digitalisierung in seiner Expertise Zeit für Bildung - gerecht.investieren als eins der wichtigen Handlungsfelder aufgeführt und den konkreten Handlungsbedarf benannt.




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