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Akzente - 6/2018 Politik

Von Heroen und Scharfmachern

Wenn Politik zur Show verkommt, spielen wir Lehrerinnen und Lehrer nicht mit. Wir stehen zu unserer Verantwortung.

Vier Wochen vor der Landtagswahl besuchte ich den CSU-Parteitag in München. Als ich den glamourösen Postpalast betrat, war ich überwältigt: Der kreisrunde Saal war in blaues Licht getaucht, ein 25 Meter langes LED- Band wurde mit wechselnden Slogans bespielt. Die Bühne war perfekt berei- tet für den Einzug der Parteispitze, von der musikalischen Umrahmung bis hin zu den gezielt gesetzten visuellen Akzenten.

Dann die Performance des Ministerpräsidenten: Jubelnde, hübsche junge Menschen aus der Jungen Union folgten ihm auf die Bühne, sie trugen Söder-T-Shirts und Pappschilder mit der Aufschrift „Ja zu Bayern“.

Das Zusammenspiel von Licht, Musik und Show war perfekt. Ich muss gestehen: Mir lief es kalt den Rücken runter: Ich war beeindruckt von dem, was ich sah und hörte – und erschrocken darüber, was das mit mir machte. Dann fiel mir die These des amerikanischen Pädagogen und Medienwissenschaftlers Neil Postman aus den 1980ern ein: Show ersetzt Inhalt und Dialog, postulierte er in seinem legendären Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“.

Spiel mit der Angst

Eine andere Partei zog mit einer ausgefeilten sprachlichen Provokationsstrategie die Aufmerksamkeit auf sich. Sie inszeniert Politik als Welttheater, ihr Stück heißt: „Untergang des Abendlandes“. Ihren Kulturkampf betreibt sie mit Hilfe von provokanten Thesen, permanenten Tabubrüchen, Übertreibungen und durch ständiges Schüren von Gefühlen der Angst und des Neids. Nach dem Motto: „Wir ver- ängstigen uns zu Tode“.

Inzwischen frage ich mich, ob in unserer medial geprägten Gesellschaft Sachpolitik überhaupt noch möglich ist. Haben Show, Inszenierung, Provokation und Tabubruch nicht längst die Inhalte überlagert? Wollen die Menschen überhaupt noch ernsthaft diskutieren und nachhaltige Lösungen suchen? Oder wollen sie sich nur noch im Zustand der emotionalen Erregung bewegen?

Inhalt & Dialog statt Show & Tabubrüche

Wir als BLLV spielen das Spiel der Sensationslust und der Provokation nicht mit. Es prägt ja nicht nur die Parteienlandschaft, sondern die gesamte Gesellschaft. Die Bildungspolitik des BLLV aber lässt sich durch diese Art der Inszenierungen nicht vereinnahmen. Wir werden niemals die Form, das Spektakel, über den Inhalt und den Dialog stellen. In der Bildungspolitik geht es nicht um Show und nicht um Tabubrüche. Es geht um die Sicherung der Stabilität und der Menschlichkeit in unserer demokratischen Gesellschaft durch Bildung.

In der Schule leben wir Lehrerinnen und Lehrer Werte vor. Wir vermitteln Kompetenzen, die den jun- gen Menschen helfen sollen, ihr Leben in diesen bewegten Zeiten zu bestehen. Als Lehrerinnen und Lehrer tragen wir Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir jeden Tag Umgang haben. Diese Verantwortung tragen wir immer und ganz. Sie bildet den Kern unserer pädagogischen Profession.

Als BLLV, der für sich in Anspruch nimmt, für die pädagogische Praxis zu sprechen, stellen wir auch in Zukunft Sachlichkeit, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit in den Mittelpunkt unserer Politik und unseres Auftretens. Wir agieren nicht aus dem Bauch heraus. Wir suchen nicht den Dialog mit Aktionisten und Scharfmachern. Wir führen ihn aber mit großem Engagement und tiefer Überzeugung mit allen Politikern, die sich auf einen sachlichen Dialog einlassen, die unsere Verantwortung für die nachwachsenden Generationen anerkennen, und die an langfristigen Strategien in der Bildungspolitik interessiert sind.

Simone Fleischmann