Schreiben an Kultusminister Spaenle am 24.2.2017

Unterrichtsversorgung kippt!

Jetzt Notmaßnahmen angesagt!

Die Unterrichtsversorgung an Grund- und Mittelschulen kippt. Der BLLV begrüßt die Nachqualifikation von Lehrer/innen von Realschulen und Gymnasien, die Ausweitung der Lehrerplanstellen und flexible Maßnahmen bei der Sicherung der Unterrichtsversorgung. Aber wir stellen fest, dass die Unterrichtsversorgung in vielen Bereichen nicht mehr gewährleistet werden kann. Der BLLV-Landesvorstand hat sich am 22. Februar 2017 ausführlich mit dieser kritischen Situation befasst und fordert jetzt einstimmig ein Notprogramm mit folgenden Maßnahmen:

  • befristete Aussetzung der Lotsen an Realschulen und Gymnasien
  • befristete Aussetzung der Externen Evaluation
  • befristete Aussetzung der Kooperation Mittelschule - Wirtschaftsschule
  • befristete Aussetzung der Vorkurse

Der BLLV schätzt grundsätzlich alle diese Angebote und anerkennt ihre pädagogische Bedeutung. Angesichts der bedrohten Unterrichtsversorgung müssen jedoch Prioritäten gesetzt werden. Die Aussetzung der genannten Angebote soll deshalb ausdrücklich nur befristet erfolgen. Fakt ist, dass zugunsten des Kernunterrichts Schulleitungen oft kurzfristig gezwungen sind, Wahlangebote, Förderunterricht, Vorkurse und Arbeitsgemeinschaften ausfallen zu lassen, um den Unterricht einigermaßen zu sichern.

Das Beispiel Oberfranken zeigt, dass zum Beispiel für Lotsen rund 390, für die Externe Evaluation rund 150 und für Vorkurse mind. 500 Lehrerstunden eingesetzt werden. In der Summe sind dies mind. 1040 Lehrerstunden.

Der BLLV bittet Sie eindringlich, schnellstmöglich diese Notmaßnahmen zu realisieren.

 

PS: Dieses Schreiben ging auch an Abgeordnete des Bayerischen Landtags, darunter an den Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag.

Die Oppositionsfraktionen im Bayerischen Landtag haben das schreiben an Kultusminister Spaenle und die Pressemitteilung des BLLV aufgegriffen und Anträge gestellt:

SPD

Drs. 17/15840: Unterrichtsversorgung sicherstellen – Extrapool für längerfristige Ausfälle von Lehrkräften einrichten
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Freie Wähler

Drs. 17/15839: Notsituation an Grund- und Mittelschulen – Lehrermangel stoppen!
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Drs. 17/16325: Sofortmaßnahme gegen Lehrermangel an Grundschulen: Einsatz von Realschul- und Gymnasiallehrkräften als Lotsen für den Übertritt
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Bündnis 90/Die Grünen

Drs. 17/15811: Notprogramm zur Unterrichtsversorgung – Prekäre Situation an den grund- und Mittelschulen lösen
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Alle Anträge wurden im Bildungsausschuss am 16.3.17 ausführlich beraten und anschließend von der CSU-Mehrheit abgelehnt.

 

In der Sitzung des Bildungsausschusses vom 16.3.17 erklärte eine Vertreterin des Bayerischen Kultusministeriums:

„Das Kultusministerium erachte die Externe Evaluation als bewährtes Instrument der Qualitätssicherung, das Kräfte an den einzelnen Schulen bündeln und somit zu einer Arbeitserleichterung führen könne. Deshalb werde von einer Aussetzung abgeraten. Sollte es an einzelnen Schulen aufgrund verschiedener ungünstiger Faktoren zeitweise zu Engpässen kommen, könne die Evaluation jedoch verschoben werden.“ (Quelle: Protokoll der Ausschusssitzung)

 

Bereits am 16.11.2016 hatte Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle in einem Schreiben an BLLV-Präsidentin folgende Aussage getroffen:

,„Selbstverständlich sind wir bemüht, besondere Belastungen an einzelnen Schulen zu vermeiden. Im konkreten Einzelfall, wenn an einer Schule, die zur Evaluation anstünde, die Voraussetzungen ungünstig sind, kann daher mit der Schulaufsicht vereinbart werden, die Evaluation zu verschieben.“

 

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