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Chance: Selbstständiges Lernen trainieren

Wie das Lernen zuhause in Corona-Zeiten gelingt und warum der Anspruch an einen perfekten Unterricht zuhause von Eltern unnötig ist, erklärt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Schulkinder sollen auch jetzt, wo die Schulen geschlossen sind, weiter lernen. In der Theorie. Eine ungewohnte Situation für Eltern und Kinder. Druck müssen sich Eltern dabei aber nicht machen, meint BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Denn was Lehrerinnen und Lehrer im normalen Schulunterricht leisten, ist für Nicht-Lehrer-Eltern einfach nicht möglich. "Um professionellen, qualitativ hochwertigen Unterricht wie ihn Lehrkräfte leisten, geht es in der jetzigen Situation beim Lernen zuhause nicht", stellt Simone Fleischmann klar. Lernen zuhause könne eine Chance sein, Stoff zu wiederholen und selbstständiges lernen zu trainieren. Und selbst wenn Eltern nicht die Zeit finden, mit ihren Kindern zu lernen, sieht Fleischmann das nicht als Drama. Lehrkräften seien kompetent und motiviert, das aufzufangen. 

Ganz praktische Tipps, wie Eltern jetzt mit zuhause mit den Kindern lernen können, gibt Simone Fleischmann im Interview mit dem Münchner Merkur oder in diesem Video von "one" (vorspulen bis Minute 2.50). Um strukturiert in den Tag zu starten, wäre es gut, wenn das Kind um neun Uhr mit dem Lernen beginnt. Sie rät dazu, mit den Kindern zu überlegen, welche Lernumgebung am besten für sie ist. Je nach Alter des Kindes rät sie, auch das Lernpensum anzupassen. Entscheidend ist auch die Persönlichkeit des Kindes: manche müssen enger begleitet werden, andere manche weniger. Vor allem bei Grundschülern ist es wichtig, die Fächer, aber auch die Lernmethoden zu wechseln. Also erst rechnen, dann schreiben, dann lesen. Beim Kontrollieren der Aufgaben sollten Eltern die Haltung verinnerlichen: Fehler sind immer eine Lernchance! Auch wenn Kinder wissbegierig sind: Sie sollen daheim nicht vorlernen - denn extrem unterschiedliche Lernlevel erschweren Lehrkräften bei Schulstart die Arbeit enorm.

Die Mischung macht's

Simone Fleischmann rät Eltern und Kindern zunächst die Aufgaben, die Lehrkräfte an ihre Schülerinnen und Schüler per E-Mail oder auf anderen Wegen verteilen, zu erledigen. Im nächsten Schritt könnten Eltern auf offizielle Plattformen wie etwa von den Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nach Lernangeboten gucken. Sie rät dazu, dass Eltern unbekannte Plattformen zusammen mit den Kindern austesten um dann zu gucken, ob das Lernangebot professionell sei. Außerdem empfiehlt Fleischmann, dass Kinder auch einfach ihre Lieblingsbücher gemütlich lesen können und auch Brettspiele eine Möglichkeit sind, die grauen Zellen zu trainieren. Am Ende des Tages ist es ratsam, ein Gespräch mit dem Kind zu führen, ob das Lernen für ihn so gut abgelaufen ist oder ob es Verbesserungsvorschläge hat.

Zeit, um digital fit zu werden?

Je nachdem, wie gut Schulen vor den Schulschließungen digital ausgerüstet waren, können sie jetzt den Unterricht in digitaler Weise zuhause umsetzen. Viele Schulen und Schüler sind da noch ungeübt und verfügen noch nicht über die entsprechende IT-Infrastruktur. Das zu bedauern, bringe jetzt aber nichts, so Fleischmann.

Bis jetzt hätten Lehrerinnen und Lehrer sich neben ihrem normalen Unterrichtspensum in digitalen Lernprozessen fortbilden müssen - was für viele nicht stemmbar gewesen sei. Die aktuellen Schulschließungen könnte Lehrkräften eventuell Zeit geben, um sich in digitalem Lernen fit zu machen. Gehen die Schulschließungen aber über die Osterferien hinaus, müssen Eltern noch auf andere Weise unterstützt werden, damit die Lernlücken nicht zu groß werden. Simone Fleischmann appelliert aber auch hier an die Staatsregierung: In diesem Falle müssen Lehrkräften und Schülern vor allem mehr Zeit gegeben werden, um sich wieder gut aufzustellen. 

Kinder Ängste nehmen

Auch Kinder erleben diese Zeit als Ausnahmesituation und tragen Ängste in sich. Jetzt dürfen sie nicht mehr in die Schule, auf den Spielplatz oder in den Sportverein, ihre Alltagsstruktur ist zerbrochen. Insofern ist es gut, wenn Eltern versuchen, ihren Kindern durch regelmäßiges Lernen zuhause eine neue Struktur zu geben. Gleichzeitig aber muss in dieser für uns alle sehr emotionalen Zeit genug Raum für die Sorgen und Ängste der Kinder bleiben. "Wir sollten die Kinder einbinden und ihnen so gut es geht, erklären, warum die Situation jetzt so ist, wie sie ist. Solche Gespräche sind gerade wichtiger als jedes Lernpaket. Jetzt zählt die Haltung: mit Herz und Hirn", so Simone Fleischmann. Diese Zeit sei eine Chance für Kinder, um Lebenskompetenz zu gewinnen. Ältere Kinder kommen über Internet und Soziale Netzwerke vielleicht auch in Berührung mit Fake-News. Hier sei es wichtig, zusammen mit Kindern Fake-News auf den Grund zu gehen um so keine Unsicherheiten aufkommen zu lassen.

 

Links zu den Lernangeboten des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks:

Schule daheim - Online-Lernangebot der BR-Mediathek

ARD-weite Lernangebote für Schüler

Weitere Informationen und Angebote

  • Tools und Tipps für den digitalen Unterricht 
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Schülerinnen und Schüler können jetzt täglich bei einer Online-Politikstunde mitmachen. Die Politikstunde wird täglich von 11 bis 11.45 Uhr unter www.bpb.de/306590 gestreamt. Lehrkräfte und Eltern könnten sich zusammen mit den Kindern Hintergrundwissen zu politischen Zusammenhängen oder aktuellen Themen aneignen.
  • Klimafreundlich reisen und essen, Fakten und Mythen
    rund um Moore, Bioplastik selbst herstellen: das Bundesumweltministerium stellt das Online-Plattform "Umwelt im Unterricht": https://www.umwelt-im-unterricht.de/
  • Schulfilme im Netz 


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