Schulen öffnen mit genug Vorlaufzeit, klarer Strategie und Schutzmaßnahmen

Bundesregierung und Ministerpräsidentenkonferenz haben sich darauf verständigt, ab dem 4. Mai Schulöffnungen umzusetzen in Szenarien, die die Kultusministerkonferenz bis zum 29. April erarbeiten soll. Der Vorsitzende des BLLV-Dachverbands VBE, Udo Beckmann, kommentiert: „Wir begrüßen, dass Einigkeit darüber erzielt werden konnte, dass die Bedingungen im Moment nicht gegeben sind, um die Schulen zu öffnen.“

Er fordert hierzu praktikable Regelungen unter  Einbeziehung der Stimmen aus der Praxis, die der VBE gerne einbringe. Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit seien dabei wichtig, es dürfe kein „Stop-and-Go“ mit Schulen als „Experimentierstätten“ geben.

Personalplanung für Sondermaßnahmen!

Wichtig seien eine ausreichende Vorlaufzeit für Austausch der Lehrkräfte und Lernabgleich, klare Regelungen und Hygienestandards für den Schulalltag und eine ausreichende Personalkapazität für angedachte aufwändige Maßnahmen wie die Teilung von Klassen oder Unterricht im Schichtmodell, da durch Risikogruppen unter Lehrkräften dafür nicht mehr sondern weniger Kolleginnen und Kollegen bereitstünden.

Dem schließt sich auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Podcast des Nachrichtenmagazins stern an: „Wir haben Risikogruppen sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern: Wir können Unterricht gar nicht in 100%igem Ausmaß vorhalten, weil wir keinesfalls 100% der Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung haben.“

Raum für das Erlebte

Mit Blick auf diese Schülerinnen und Schüler fordert Beckmann: „Für gesundheitlich gefährdete Schülerinnen und Schülern, die noch nicht beschult werden können, müssen konkrete Pläne entwickelt werden. Geregelt werden muss, wie regelmäßiger Kontakt zu Lehrkräften, Sozial- und Gesundheitsfachkräften sichergestellt werden kann.“

BLLV und VBE fordern ein Umdenken von Schule beim Wiedereinstieg: „Der Fokus der Öffnung von Schulen sollte anfangs nicht auf dem Erbringen bewertbarer Leistungen liegen, sondern auf der Restrukturierung des Alltags“, sagt Udo Beckmann. „Die besondere Situation und die langen Schulschließungen hatten und haben psychische Effekte für alle Bildungsbeteiligten. Dem Erlebten muss Raum gegeben werden können.“

Was brauchen Kinder jetzt wirklich?

Simone Fleischmann präzisiert: „Es geht jetzt, wenn die Schulen wieder starten, eben nicht nur darum, wieder Mathe, Deutsch, Kunsterziehung und Sport machen, sondern nachzudenken: Was war gerade? Was ist politisch passiert? Was war mit deinen Ängsten? Wie ist die Gesellschaft damit umgegangen? Wir müssen erstmal wieder zueinander finden.“ Die zentrale BLLV-Forderung nach Zeit für Bildung bedeute aktuell „Besonnenheit, Umsicht und die Beteiligung aller Betroffenen“, so Fleischmann in der Pressemitteilung des Verbands zur aktuellen Entwicklung.

Fleischmann kritisiert, dass die Diskussion über Schulöffnungen stark auf Noten, Zertifizierungen und Abschlüsse verengt würde:  „Das Ziel muss sein: Was brauchen Kinder, um gut ins nächste Jahr zu starten? Die Staatsregierung entscheidet, wann die Schulen wieder beginnen, mit wie viel Stunden für welchen Jahrgang, mit welchen Sicherheitsmaßnahmen. Und dann können wir schauen, wie wir mit der verbleibenden Zeit die Kinder  fit machen fürs Leben. Denn wir haben als BLLV einen ganz anderen Ansatz: Wir wollen ganzheitliche Bildung und Erziehung. Ich wünsche mir daher, dass wir dann auch in Zukunft über Noten, Leistung und Zertifizierung anders diskutieren.“

» Pressemitteilung des VBE

» Pressemitteilung des BLLV