Markus Spiske
Markus Spiske
Main-Post vom 10.10.2023: Kritik an der Regionalprämie Startseite
Bildungsqualität Notbetrieb

3000 Euro Extrageld für zwei Jahre Dienst an Schulen in unterversorgten Gebieten

Mit Geld will Bayern Lehrkräfte für das Schuljahr 2023/24 für den Freistaat gewinnen. Voraussetzung ist eine Verpflichtung von mindestens zwei Jahren. Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) kommentiert die Prämie in der Main-Post kritisch.

Die Maßnahme ist schon einige Monate alt: Mit Geld will das Kultusministerium Lehrerinnen und Lehrer für unterversorgte Regionen gewinnen. Kultusminister Michael Piazolo erklärte: „Die neue Regionalprämie in Höhe von 3.000 Euro ist ein zusätzlicher Anreiz, sich zum neuen Schuljahr in den bayerischen Schuldienst zu bewerben – gerade in ländlichen und grenznahen Regionen, in denen wir einen erhöhten Bedarf an Lehrkräften haben. Mit der Regionalprämie schaffen wir einen weiteren Baustein, um die Unterrichtsversorgung in Bayern dauerhaft zu sichern.“

So möchte man Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Bayern locken, doch die Prämie ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn es um eine Lösung des Lehrermangels geht. Denn an die Regionalprämie sind einige Bedingungen geknüpft:

Lehrerinnen und Lehrer müssen sich für mindestens zwei Jahre Dienst verpflichten - und das mit mindestens 50 Prozent der Unterrichtspflichtzeit. Wer vor Ablauf der zwei Jahre geht, muss die 3000 Euro zurückzahlen. Außerdem erhalten Interessierte die Einmalzahlung nur bei Neueinstellung in den bayerischen Staatsdienst. Als Lehramtabsolvent in Bayern bewirbt man sich für bestimmte Regierungsbezirke. Ob man an eine "Prämienschule" kommt und die 3000 Euro erhält, darauf haben junge Lehrkräfte keinen Einfluss. Nur Beamtinnen und Beamte von außerhalb können sich gezielt bewerben. "Das ist nicht besonders fair. Hier wird einfach nicht weitergedacht. Das erhöht die Fluktuation der Lehrkräfte an den Schulen. Gut wäre es stattdessen, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer gezielt auf die Stellen bewerben könnten - vor allem, wenn sie dort sowieso länger als zwei Jahre bleiben wollen", so ULLV-Chef Helmut Schmid.

Solidarität sieht anders aus

Natürlich ist der Lehrermangel auch in Bayern akut, doch Helmut Schmid vom ULLV kritisiert das Abwerben von Lehrerinnen und Lehrern aus anderen Bundesländern. In einem Interview mit der Main-Post stellt er fest, dass der Lehrkräftemangel in allen Bundesländern Realität ist. Jetzt den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen gutausgebildetes Fachpersonal "wegzunehmen" sei nicht sehr "solidarisch", so Schmid.

Harte Zahlen und Faktenlage - und zwar schon lange

Wie die Main-Post berichtet, gab es dieses Jahr 450 prämienberechtigte Neueinstellungen, davon 35 Beamte und Beamtinnen aus anderen Bundesländern. Das entspricht 8 Prozent. Selbst wenn alle neueingestellten Lehrerinnen und Lehrer in Unterfranken unterrichten würden, wäre der Bedarf immer noch nicht gedeckt. Helmut Schmid zur Zahlenlage. "Wir haben 319 leere Stellen, die allein durch Pensionisten oder Beurlaubungen entstanden sind. Besetzt sind diese nur zur Hälfte. Die Löcher werden aktuell durch Lehrkräfte mit befristeten Verträgen gestopft. Doch diese Krise ist nicht von heute auf morgen entstanden." Und Helmut Schmid weiter: "Die Ansprüche sind ziemlich im Keller."

Seit 20 Jahren sind die Stundenpläne auf Kante genäht

Die leeren Stellen hat man laut Main-Post mit Quereinsteigern und Aushilfen besetzt, was teilweise auch zusätzliche Belastungen für die Kernmannschaft verursache. „Die beste Maßnahme gegen den Lehrermangel ist, die Kernmannschaft zu stärken“, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann deshalb der Main-Post. Also die Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen, die es schon gibt, damit der Beruf wieder an Attraktivität gewinnt!

» zum vollständigen Artikel: "Für 3000 Euro ins Grenzgebiet: Wie Bayern neue Lehrerinnen und Lehrer nach Unterfranken locken will" (kostenpflichtig)
 



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