„Die Mitgliedsverbände der Schulfamilie als Unterzeichnende des ‚Memorandums Schülerfahrten‘ sind davon überzeugt, dass die bestehenden schulischen Bildungskonzepte durch die außerschulische Bildungsarbeit der Jugendherbergen, der Bayerischen Schullandheime und der Jugendbildungsstätten weiterhin ergänzt werden sollen, um junge Menschen adäquat auf die Gesellschaft von morgen vorzubereiten. Schülerfahrten sind ein essenzieller Bestandteil der Entwicklungsbiografien von Heranwachsenden. Insofern müssen aus unserer Sicht den Schulunterricht ergänzende, erweiternde und weiterführende Strukturen, Angebote und Vernetzungsmöglichkeiten mit außerschulischen Lern- und Gemeinschaftsorten mitgedacht werden“, so die zentrale Aussage des Memorandums, das Klaus Umbach, Präsident des Jugendherbergswerk Bayern, als Vertreter des Runden Tischs am Dienstag der Bayerischen Staatsministerin für Unterricht und Kultus Anna Stolz im Landtag übergab.
Im Memorandum fassen die am Runden Tisch versammelten Lehrer- und Elternverbände, die gemeinwohlorientierten Anbieter von Schülerfahrten, die Schülervertretungen und Verbände der Schulleitungen noch einmal zusammen, welche pädagogischen, sozialen und entwicklungspsychologischen Mehrwerte qualitativ hochwertige Schülerfahrten für alle Jahrgangsstufen und Schularten haben.
Wertschätzung für Klassenfahrten
Demnach leisten solche Schülerfahrten für Heranwachsende u.a. eine wertebasierte Vermittlung von Themen der Gesellschaft, die Förderung von sozialen Fähigkeiten und Kompetenzen, die Stärkung der individuellen Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen und damit nicht zuletzt die Festigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Darüber hinaus verbinden sowohl Wissenschaft als auch pädagogische Praxis Schülerfahrten mit einem hohen Nutzen für Lehrkräfte. So wird die Lehrer-Schüler*innen-Beziehung gestärkt, Teamarbeit/Teamfähigkeit bzw. Zusammenarbeit erweitert, methodisch-didaktische Möglichkeiten wachsen und nicht zuletzt entwickeln Lehrkräfte in der Vorbereitung und Durchführung von Schülerfahrten eigene Führungsfähigkeiten.
Staatsministerin Anna Stolz dankte den Vertreterinnen und Vertretern der Verbände für ihr Engagement: „Ich bin sehr dankbar, dass sich am ‚Runden Tisch Schülerfahrten‘ alle wichtigen Akteurinnen und Akteure regelmäßig austauschen und entsprechende Impulse an die Politik weitergeben. Denn nur ein ganzheitlich gedachter Ansatz von Bildung wird unseren Kindern beste Zukunftschancen eröffnen; Ich schätze die Arbeit des ‚Runden Tischs‘ außerordentlich und stehe weiter gern für den fachlichen Austausch zu diesem wichtigen Thema zur Verfügung.“
Die Verbände nutzten die Übergabe des „Memorandum Schülerfahrten“, um für die Förderung und Wertschätzung von außerschulischen Bildungsorten und ergänzenden Bildungsangeboten zu danken. Gleichzeitig betonten sie, dass es erforderlich sei, die Rahmenbedingungen für außerschulisches Lernen dauerhaft und auskömmlich zu fördern, um Qualität und Angebotsvielfalt sicherzustellen. Hierzu zählen sowohl Investitionen in die Infrastruktur, die vor allem über das Bayerische Sozialministerium verantwortet werden, als auch die Unterstützung von Bemühungen zur Qualifikation pädagogischer Fachkräfte zu Planung und Durchführung von Schülerfahrten.
Ziel müsse sein, so Klaus Umbach, „… die Teilhabe- und Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen so zu gestalten, dass Familien in der Lage sind – unabhängig von ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit – eine Teilnahme aller Heranwachsenden an Schülerfahrten sicherstellen. Dazu ist es beispielsweise sinnvoll, die pädagogischen Programmbausteine einer solchen Schülerfahrt durch einen eigenen Titel im Haushalt der Bayerischen Staatsregierung zu finanzieren. Zudem solle das Kultusministerium durch entsprechende Zuschüsse die Aus- und Weiterbildung eines qualifizierten Pools von Teamenden sichern. Das leisten im Moment die Anbieter selbst – wären mit dieser Aufgabe aber mittelfristig überfordert.“ Schließlich sei das zur Verfügung stehende Reisekostenbudget an Schulen ausschlaggebend dafür, ob und wie erfolgreich Schülerfahrten durchgeführt werden. Auch hier sei das Kultusministerium gefordert.
Schülerfahrten für gelingende Bildungsbiografien
Gemeinsam sehen sich die Akteure am „Runden Tisch Schülerfahrten“ dem Ziel verpflichtet, individuelle Entwicklungsperspektiven für Heranwachsende zu eröffnen und zu gestalten, um jungen Menschen und ihren Familien bestmögliche Rahmenbedingungen für eine ganzheitliche Bildung und das persönliche Engagement für die demokratische Gesellschaft zu schaffen.
Die Unterzeichnenden des „Memorandum Schülerfahrten“ (alphabetisch):
- Bayerischer Elternverband e.V.
- Bayerischer Jugendring K.d.ö.R.
- Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.
- Bayerischer Philologenverband e.V.
- Bayerischer Realschullehrerverband e.V.
- Bayerisches Schullandheimwerk e.V.
- Deutsches Jugendherbergswerk, Landesverband Bayern e.V.
- Grundschulverband
- Initiative Familien e.V.
- Jugendbildungsstätten in Bayern
- Katholische Elternschaft Deutschlands, Landesverband Bayern e.V.
- Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern e.V.
- Landeselternverband Bayerischer Realschulen e.V.
- Landeselternvereinigung der Fachoberschulen Bayerns
- Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e.V.
- Vereinigung Bayerischer Realschuldirektorinnen und Realschuldirektoren e.V.
Runder Tisch Schülerfahrten
Der „Runde Tisch Schülerfahrten“ tagt seit März 2021 im halbjährigen Rhythmus, um Schülerfahrten als bewährtes Instrument der Bildung an außerschulischen Lernorten weiterzuentwickeln und die finanziellen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass alle Kinder, Jugendliche und Heranwachsenden – unabhängig von ihrem sozialen Status – daran teilnehmen können. Dem Runden Tisch gehören rund 20 Lehrer- und Elternverbände, Schülervertretungen und Vereinigungen der Schulleitungen sowie die gemeinwohlorientierten Anbieter von Schülerfahrten an. Das Gremium wurde durch das Jugendherbergswerk Bayern während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen.