230726_Sprachtests.png
BR24 Hörfunk und Online am 25. Juli 2023 Startseite Topmeldung

"Scheindebatte": Kritik an Söder-Vorstoß für Sprachtest-Pflicht

Mit einer Deutschtest-Pflicht vor der Einschulung will CSU-Chef Söder gegen Sprachdefizite bei Migranten-Kindern vorgehen. Die Reaktionen reichen laut BR von Verwunderung bis hin zu scharfer Kritik. Auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann hat sich geäußert!

"'Keinen Schnellschuss' will CSU-Chef Markus Söder nach eigenem Bekunden, sondern ein sorgfältig erarbeitetes Konzept: Zum Schuljahr 2024/25 sollen nach dem Willen des bayerischen Ministerpräsidenten Kinder im Freistaat vor der Einschulung zum verpflichtenden Sprachtest. Mädchen und Buben mit zu großen Deutschdefiziten sollen dann nicht in die erste Klasse kommen, sondern ein "verpflichtendes Vorschul-Kita-Jahr" absolvieren", so der Beitrag von BR24 online, der tags darauf auch in den BR24 Nachrichten im Hörfunk aufgegriffen wurde.

Das Kultusministerium kontert

Laut dem Bericht des BR präsentierte der Ministerpräsident diese Idee am Montag nach einer Sitzung des CSU-Vorstands und betonte, das Thema "Sprachdefizite in der Schule" sei von vielen Lehrern und Eltern an ihn herangetragen worden. Mit Verbänden wie dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) habe er laut BR seinen Vorstoß aber vorab genauso wenig abgestimmt wie mit dem Kultusministerium: "Das haben wir entsprechend zur Kenntnis genommen", sagte Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) dem BR dazu und widersprach dem Ministerpräsidenten in mehreren Punkten.

Sprachförderung ja - Ausgrenzung nein!

Auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sprach mit dem BR und schloß dabei nicht grundsätzlich aus, an einem solchen Konzept, wie es vom Ministerpräsidenten vorgeschlagen wurde, mitzuarbeiten, allerdings unter klaren Voraussetzungen und in klaren Grenzen: "Wenn wir uns jetzt Sorgen machen um die Kinder, die die deutsche Sprache nicht gut können, dann finden wir das richtig. Wenn wir diese Kinder aussortieren wollen oder wegschieben wollen, dann finden wir das nicht richtig." Eine Sprachstand-Diagnose müsse unbedingt an eine "gute Förderung" gekoppelt sein. Sie frage sich dabei: "Wer soll das machen?" Viele Vorkurse Deutsch seien nicht zustande gekommen, "weil wir keine Lehrerinnen und Lehrer mehr haben". Und auch in den Kindergärten fehle Fachpersonal.