Eine politische Landesdelegiertenversammlung hatten wir geplant. Keinen Clown. Keine Musik. Keinen Klimbim. Politik pur. Landtagswahlkampf in Bayern, Lehrkräftemangel und LDV. Diese drei „L“ ergaben eine selten brisante Mischung. Man
könnte auch von einem „bildungspolitischen Mistbeet“ sprechen. Aus so einem Beet sprießt alles Mögliche: schöne bunte Blumen, Unkraut und dann kreuchen da auch noch die unterschiedlichsten Tierchen herum.
Schulgesellschaft à la Biene Maja
Dieses Bild passt zur Klatschmohnwiese aus Biene Maja, von der Ministerpräsident Markus Söder zum LDV-Auftakt schwärmte: „Einer hüpft, einer fliegt, einer krabbelt. Diese Chancen - vielfalt ist unser Ziel. Glücklich ist man, wenn man das tun kann, was einem Freude bereitet. Das wäre meine Vorstellung von einer guten Schulgesellschaft.“ Chancenvielfalt. Glück. Eine gute Schulgesellschaft – klingt doch eigentlich ganz gut. Und dieser Vorstellung sind wir durch unsere LDV ein gutes Stück näher gekommen.
Für diese gute Schulgesellschaft ist nämlich durchaus das Verhältnis der Staatsregierung zum BLLV relevant. Insofern war es auch interessant, wie der Ministerpräsident dieses Verhältnis zu unserem Verband beschrieb. Als „sportlich-charmant“ nämlich. Was genau er süffisant lächelnd damit gemeint hat, sei dahingestellt. Ich selbst interpretiere das so: Wenn er davon spricht, dass wir „gemeinsam, auf Augenhöhe“ ein Konzept entwickeln, wie wir angesichts der Herausforderungen Schule besser machen können, dann sagen wir: Jawoll! Das wollen wir. Da bleiben wir dran.
Wenn er das klare Bekenntnis zur Wertigkeit der Grundschule setzt, indem er sagt, es sei „leichter, eine Kurvendiskussion zu korrigieren, als jemandem Lesen und Schreiben beizubringen“, und dann argumentiert, dass die Gleichwertigkeit der Besoldung bestimmt schneller kommt als geplant, dann sagen wir: Jawoll. Und wenn sowohl der Ministerpräsident als auch der Kultusminister sagen, dass Schule entbürokratisiert werden muss, dass die Sinnhaftigkeit des Schriftwesens dringend überprüft werden muss, dann sagen wir noch einmal: Jawoll. Da geht unsere Politik auf.
Immer wieder haben wir darauf gedrungen, dass auch die Förder- und Fachlehrkräfte dringend Verbesserungen brauchen. Und siehe da: Auf der LDV erklärte der Kultusminister mit Nachdruck, dass in diesem Bereich dringend Verbesserungen ins Feld zu setzen sind. Dass Karrierewege verbessert werden müssen. Na also! Es zahlt sich offensichtlich aus, beharrlich aber charmant dranzubleiben, sportlich die eigenen Ziele zu verfolgen, also auch die Bedürfnisse von Fachlehrerinnen und Fachlehrern, von Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Förderung. Und zwar überall, wo es nur geht: in den Medien, in der Gesellschaft, innerverbandlich und selbstverständlich in allen politischen Gesprächen.
Offene Türen zu allen
Dieser Politikstil dient auch einem anderen unserer Big Points: der Lehrkräftebildung. Keine Position, keine Vision und keine Forderung des BLLV, die nicht auf die Lehrkräftebildung und eine Veränderung in der ersten Phase hinauslaufen würde.
Immer wieder haben wir drauf hingewiesen, dass zunehmende Herausforderungen wie die Integration, die Inklusion, die Digitalität, die Ganztagsbildung und die individuelle Förderung unbedingt in die Lehrkräftebildung gehören.
Und da sind ja noch Themen wie Demokratie-Pädagogik, Medienkompetenz, Nachhaltigkeit und vieles mehr, was gefühlt täglich dazukommt. Unkraut? Im Gegenteil! Nur: Immer soll es die Schule richten, sollen die Kolleginnen und Kollegen all das drauf haben und vermitteln. Da sagt der BLLV ganz uncharmant: Nein! Und fordert ganz sportlich: das Flexible Lehrerbildungsmodell. Der Dialog darüber ist uns sehr wichtig. Das haben wir wieder und wieder betont. Und endlich ist es soweit: Die Lehrkräftebildung soll zukunftsfähig gemacht werden, eine entsprechende Kommission an der Staatskanzlei sei eingesetzt, hat der Ministerpräsident in Würzburg verkündet. Na also! Wie gut ist es doch, offene Türen zu allen zu haben.
Dank fürs Dranbleiben
Ich bin stolz aus dieser Versammlung gegangen, weil der Slogan „Wir bleiben dran!“ nicht nur gut in den sozialen Netzwerken klingt, sondern von Erfolg gekrönt ist! Und zur Sicherheit sage ich auch an dieser Stelle noch einmal ganz uncharmant: Kaufen lassen wir uns nicht. Stattdessen verspreche ich: Wir passen genau auf, inwiefern Wort gehalten wird. Wir bleiben dran. Stellen unsere Ziele immer wieder in den Mittelpunkt. Dafür stehe ich.
Dieses Standing hätte ich nicht ohne das große Vertrauen aller Delegierten. Deshalb sage ich auch an dieser Stelle noch einmal: Danke an alle, die beharrlich an diesen Erfol gen mitwirken! Danke an die beiden Vizepräsidenten, die Abteilungsleiter, die Kolleginnen und Kollegen aus den Fachgruppen, Referaten, Arbeitsgruppen; danke an das Kompetenzteam, den Landesvorstand und den Landesausschuss. Gemeinsam sind wir in diese Legislatur gestartet, gemeinsam werden wir unsere großen Ziele weiterhin verfolgen: sportlich. Und gerne auch charmant.
Artikel aus der bayerischen schule #4/2023