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Bildung.Table vom 9. August 2023 (kostenplichtiger Newsletter) Startseite Topmeldung

Brückenklassen: Planlos ins neue Schuljahr

Im Newsletter vom 9. August beleuchtet Bildung.Table kritisch die Behauptung Bayerns, ein erfolgreiches Modell für die Integration ukrainischer Schülerinnen und Schüler entwickelt zu haben. Befragt wurde dazu auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

"Der Krieg in der Ukraine ist in den Klassenzimmern sehr präsent. Rund 207.500 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besuchten laut KMK im Schuljahr 2022/23 in Deutschland den Unterricht. Wie sie ins Schulsystem integriert wurden, hängt stark vom Bundesland ab. Während manche Bundesländer, wie Niedersachsen und Thüringen, die ukrainischen Kinder und Jugendlichen direkt in Regelklassen aufnahmen, setzten andere Bundesländer wie Berlin und Hessen zunächst auf „Willkommensklassen“, in denen die Geflüchteten separat unterrichtet wurden.

Auch in Bayern hat man mit den „Brückenklassen“ ein Modell gewählt, bei dem ukrainische Schüler zunächst unter sich bleiben und an erster Stelle Deutsch lernen sollen. Das bayerische Kultusministerium bewertet die eigene Strategie als vollen Erfolg – und will die Brückenklassen wie gehabt im neuen Schuljahr fortsetzen. In der Praxis fällt das Fazit weniger positiv aus. Aus den Fehlern können auch andere Bundesländer lernen", so berichtet der Bildung.Table Newsletter in der aktuellen Ausgabe.

Besser ein mittelmäßiger als kein Plan

Auch über die Position des BLLV wird berichtet: "Beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hat man sich dafür eingesetzt, dass das Modell der Brückenklassen noch ein weiteres Jahr bestehen bleibt. Das hätte allerdings nicht ausschließlich an den pädagogischen Konzepten und Erfolgen gelegen, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV im Gespräch mit Table.Media. 'Grund dafür war auch die Kontinuität.' Nachdem die Schulen weiterhin viele Geflüchtete aufnehmen sollen, sei es gut, auf ein bestehendes Format aufzubauen, sagt Fleischmann."

Klarere Konzepte, Ziele und Erhebungen?

Das Ziel der Brückenklassen ist es, den Schülerinnen und Schülern Deutsch beizubringen und sie langfristig in die Regelklassen zu integrieren. Dafür sollen die Schüler auch regelmäßig den Fachunterricht besuchen. Bildung.Table kritisiert an diesem Modell den hohen Aufwand und die geringen Vorgaben. Schließlich würden in Bayern von 30.600 gemeldeten ukrainischen Kindern und Jugendlichen etwa 12.000 in den rund 830 speziell für sie eingerichteten Brückenklassen unterrichtet. Was fehlt, sei aber die Antwort auf die Frage: Was und wie viel lernen die Kinder in den Brückenklassen letztlich? Denn das sei maßgeblich von den Personen abhängig, die vor der Klasse stehen. Ein klares Konzept, konkrete Lernziele oder Lernstandserhebungen gebe es allerdings nicht. Außerdem fehle es an Konzepten um individuell auf unterschiedliche Lernniveaus einzugehen sowie an empirischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie die Integration an weiterführenden Schulen am besten gelingt.

Braucht es einen Wandel des Systems

Am Ende des Beitrags, stellt auch Simone Fleischmann nochmal die Frage nach den Zielen. Geht es in erster Linie darum, die ukrainischen Schüler fit fürs Schulsystem zu machen? „Vielleicht sollte das aber gar nicht der Fokus sein", gibt die BLLV-Präsidentin zu bedenken. Traditionell sei das Ziel von Schule, mit einer Klasse gleichmäßig voranzukommen und alle nach den gleichen Maßstäben zu bewerten. „Aber dieses ‚Alle-über-einen-Kamm-scheren‘ funktioniert nicht mehr“, sagt Fleischmann. In Brückenklassen, die noch diverser sind als andere Klassen, wird das besonders deutlich. Die große Frage sei daher nicht, wie man die Kinder fit fürs System, sondern wie man das System fit für die Kinder bekomme."

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