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Politische Bildung

Kommissionsbericht zeigt dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Demokratiebildung

Die Hertie-Kommission Demokratie & Bildung bemängelt, dass Demokratie in Schulen noch immer nicht ausreichend erlebbar gemacht wird. Schulleitungen fordern hierfür bessere Rahmenbedingungen und mehr Zeit.

Die Kommission Demokratie & Bildung, die im Auftrag der Hertie Stiftung Empfehlungen zur Demokratiebildung erarbeiten sollte, fordert in ihrem Bericht Mehr und besser. Vorschläge für eine Demokratiebildung von morgen in Bezug auf politische und Demokratiebildung mehr Zeit, mehr Verbindlichkeit, mehr Anreize, mehr Schulautonomie, einen stärkeren Einbezug der Gesellschaft in der Schule, mehr Kontakt zur politischen Praxis und mehr best-practice-Ansätze in der Fläche.

Sie bezieht sich dabei unter anderem auf die Studie Die Schule der Zukunft. Demokratische Lernorte für eine demokratische Gesellschaft.

Demokratiebildung von anderen Baustellen überschattet

Schulleitungen erachten Partizipation und Demokratie demnach als ein wichtiges Schwerpunktthema, das jedoch von anderen Alltagsthemen, wie beispielsweise digitale Ausstattung und bauliche Maßnahmen, überschattet wird. Insgesamt werden neben bürokratischen Hürden vor allem mangelnde Zeit und Rahmenbedingungen als Hindernis erachtet. Immerhin: In über 90 Prozent der Schulen sind demokratische Gremien (wie z. B. Schülerinnen- und Schüler- oder Elternvertretungen) etabliert.

Kinder und Jugendliche wollen mitreden und -gestalten

Die befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich von zahlreichen Sorgen und Ängsten belastet. Sie wünschen sich mehr politische Beteiligung. Demokratische Werte und Verhaltensweisen sind den meisten Jugendlichen sehr wichtig. Umso frappierender ist es, dass Schülerinnen und Schüler in Deutschland zwar relativ viel über globale Probleme wissen, sie aber nicht das Gefühl haben, etwas bewirken zu können.

Demokratie muss gelebt werden, um sie zu lernen

Als Fazit schlussfolgern die Forschenden, dass Kinder und Jugendliche in der Schule in ihrer Demokratiekompetenz stärker gefördert werden sollten, um zu gewährleisten, dass sie auch später dazu in der Lage sind, Demokratie aktiv mitzugestalten. Dafür müssen Schulen Demokratie „erlebbar“ machen, d. h. reflektierte, echte Partizipationserfahrungen ermöglichen, damit die Schülerinnen und Schüler ins Handeln kommen.

BLLV fordert seit Jahren mehr Demokratiebildung

Dass politische Gremien wie SMV und Elternvertretung heute vielerorts Standard sind, ist ein wichtiger erster Schritt. Allerdings gehört zu einer demokratischen Schulkultur viel mehr. Demokratielernen erfordert gelebte Partizipation, Verantwortungsübernahme, Aktivität und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den Kindern und Jugendlichen, aber natürlich auch bei den Lehrkräften. Diese demokratische Grundhaltung sollte überall in der Schule integraler Bestandteil des Schulalltags und Schullebens werden. Bessere Rahmenbedingungen, insbesondere mehr Zeit und Freiräume, sind hierzu dringend notwendig! Es darf nicht sein, dass sich Schulbildung in Zeiten der multiplen gesellschaftlichen Krisen allein auf einzelne sogenannte Kernfächer konzentriert. Demokratiekompetenz ist die Grundlage und Zukunft unserer Gesellschaft und dies muss auch so im Bildungsalltag erkennbar sein. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Die Politik ist gefragt, hier über einzelne Schulversuche und Vorzeige-Projekte hinaus Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen.

Hintergrund zur Studie

Im Rahmen der Studie Die Schule der Zukunft. Demokratische Lernorte für eine demokratische Gesellschaft, die vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der Hertie Stiftung durchgeführt wurde, fanden quantitative und qualitative Befragungen von Schulleitungen sowie Kindern und Jugendlichen statt. Dabei wurde auch auf Daten der Cornelsen Schulleitungsstudie 2022 zurückgegriffen.

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