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Pressemitteilung: Forsa-Befragung zur Situation in Schulen - 26.11.2021 Themen
Bildungsqualität

Umfrage zeigt deutliche Belastung der bayerischen Schulen durch Corona und Lehrermangel

München – Die Corona-Pandemie und der anhaltende Lehrermangel sind die größten Problemfelder für bayerische Schulen. Das zeigt die diesjährige vom Verband Bildung und Erziehung VBE beauftragte forsa-Umfrage unter 1.300 Schulleiterinnen und Schulleitern in Deutschland, davon 251 in Bayern. Die Ergebnisse werden heute anlässlich des Deutschen Schulleitungskongresses DSLK in Düsseldorf vorgestellt. „Sie werfen ein bezeichnendes Licht auf die Situation an den Schulen“, kommentierte die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, die Ergebnisse der Studie.

Für mehr als die Hälfte der Schulleitungen in Bayern (51 %) ist die Corona-Pandemie eines der größten Probleme – deutlich mehr als im bundesdeutschen Durschnitt (33 %). Als besonders schwierig wird dabei die Mehrbelastung durch die Organisation der Corona-Maßnahmen, die fehlende Planbarkeit und ständige kurzfristige Politikwechseln in Bezug auf Unterrichtsformen und Regeln genannt. Nur unwesentlich weniger (47 %) sehen im Lehrkräftemangel ein weiteres großes Problem. Danach folgen Arbeits­be­lastung und Zeitmangel (25 %) sowie die (technische) Ausstattung der Schulen (17 %).

Rucksack der Schulleitungen wird immer schwerer

„Die Coronakrise stellt enorme Anforderungen an Schulleitungen, die verant­wortlich alle Sonder- und Notmaßnahmen organisieren und aufgleisen – unter Volllast im Lehrermangel. Das geht schlichtweg nicht. Viele Schulleiterinnen und Schulleiter sind völlig überlastet und ausgebrannt. Hinzu kommt mangelndes Vertrauen und Rückendeckung durch den Dienstherrn. Stattdessen werden immer neue Aufgaben in den Rucksack der Schulleitungen gepackt, die das alles schultern sollen“, kommen­tiert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Ergebnisse der Umfrage. „Jede der beiden Krisen ist für sich genommen eine große Herausforderung und fordert enorme Anstrengungen, in Summe bringen sie unsere Schulleitungen an ihre Belastungs­grenze und darüber hinaus. Das kann und darf so nicht weitergehen.“

Hinweis: Pressekonferenz am 3.12.2021

Der BLLV wird die dramatische Situation der Schulleitungen in Bayern auf seiner Pressekonferenz am 3.12.2021 in den Mittelpunkt stellen und aktuelle politische Schlussfolgerungen ziehen. Die Einladung zu dieser Pressekonferenz erhalten Sie am kommenden Montag.

Mehr Aufgaben, weniger Zeit und Personal

Die überwiegende Mehrheit der bayerischen Schulleiterinnen und Schulleiter empfindet das stetig wachsende Aufgabenspektrum (91%) sowie zunehmende Verwaltungsarbeiten (86%) als größte Belastungsfaktoren für die eigene Arbeit. 83 % bemängeln, häufig mit politischen Entscheidungen konfrontiert zu sein, die den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend berücksichtigen.

Mehr als drei Viertel (79 %) bezeichnen den Lehrkräftemangel als sehr belastend für ihre Arbeit, jeweils rund drei Viertel nennen hier außerdem zu kurzfristige Ent­scheidungen, eine Überlastung des Kollegiums und mangelndes Zeitbudget. Dazu kommt, dass es nur an 40 Prozent der Schulen in Bayern – deutlich weniger als im Bundes­durchschnitt (49 %) – multiprofessionelle Teams aus Schul­­psychologinnen, Sozial­arbei­tern, Erzieherinnen und weiteren Professionen zur Unterstützung der Lehr­kräfte gibt. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann konstatiert: „Die Probleme sind bekannt - gelöst werden sie nicht. Eine Schule leiten - das sollte eigentlich erfüllend sein und Freude bereiten. Schlechte Rahmen­­­bedingungen und extreme Arbeitsbelastungen machen jedoch vielen Schulleitungen das Leben schwer. Deshalb muss sich die Situation endlich verbessern.“

Lehrkräftemangel und seine Folgen

Mehr als jede zweite Schulleitung in Bayern (56 %) gibt an, mit Lehr­kräfte­m­angel und unbesetzten Stellen zu kämpfen, bei 54 Prozent sind Seitenein­steiger ohne Lehramtsqualifikation beschäftigt. Simone Fleischmann: „Inzwischen haben wir Schulen, an denen weniger als die Hälfte vollständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sind. Auch wenn ein Mensch in der Klasse besser ist als kein Mensch - machen wir uns nichts vor, das hat enorme Auswirkungen auf die Bildungs­qualität.“

Digitalisierung

Auch eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist in rund jeder dritten Schule in Bayern noch nicht in allen Räumen Breitbandinternet bzw. WLAN ver­fügbar. An drei Viertel der Schulen (78%) gibt es zwar Klassen­sätze für End­ge­räte, aber noch nicht für alle Klassen. Dies ist nur an einzelnen Schulen (7 %) der Fall. Ein positives Bild ergibt sich beim Thema Digitalpakt Schule: 94 Prozent der bayerischen Schulleite­rinnen und Schulleiter haben schon mal einen Antrag zur Förderung ihrer Schule mit Mitteln aus dem Digital­pakt Schule gestellt. Ins­ge­samt 79 % fühlten sich dabei von ihrem Schulträger sehr gut oder gut unter­stützt.

Aufstockung von Personal und Stunden unabdingbar

Unbedingt notwendig sind nach Meinung der meisten Schulleitungen in Bayern mehr Anrechnungs­stunden zur Erfüllung besonderer Aufgaben (92%) sowie eine Erhöhung der Leitungszeit (89 %). Mehr Vor­lauf bei der Umsetzung von Ent­schei­­dungen wünschen sich 78 Prozent. Und fast drei Viertel halten eine bessere Ausstattung mit pädago­gischem Personal und multipro­fessionellen Teams (73%), aber auch mit nicht-pädag­ogischen Fachkräften, wie z.B. Schul­sekretärinnen oder Hausmeistern (74 %) für nötig.

„Unsere Schulen, Schulleitungen wie Lehrkräfte, sind nach wie vor in einer prekären Situation und benötigen dringend mehr Unterstützung durch die Politik. Der BLLV wird die dramatische Realität an den Schulen weiter klar benennen und sich vehement für Entlastung und Stärkung der Kolleginnen und Kollegen einsetzen“, stellt Präsidentin Simone Fleischmann klar.                                                           

>> Die Ergebnisse für Bayern aus der forsa-Studie „Die Schule aus Sicht der Schul­leiterinnen und Schulleiter – Berufszufriedenheit von Schulleitungen und Digitali­sierung an Schulen“

>> Lesen Sie hierzu auch die aktuelle Pressemitteilung des VBE "Mangel voraus: Jede fünfte Schulleitung will den Job keine zehn Jahre mehr machen!"

Weitere Informationen

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