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Enorme Aufgaben liegen vor uns

Im Zuge des IQB-Bildungstrends prangert der Deutsche Präventionstag den Kompetenzverlust bei Schulkindern an. In ihrem Amt als stellvertretende Bundesvorsitzende des VBE verweist Simone Fleischmann auf Lösungsvorschläge.

Nicht erst in der Schule, bereits in der Frühkindlichen Bildung leiden die Einrichtungen, die die Kinder besuchen, unter Personalmangel, argumentiert der Deutsche Präventionstag und verweist dabei auf die DKLK-Studie.

"Wenn nicht mal ein Drittel der Kitas den geforderten Betreuungsschlüssel erreicht – beispielsweise bei den unter Dreijährigen – oder wenn die Fachkräfte bei den über Dreijährigen oft 12 Kinder oder mehr betreuen müssen, dann brauchen wir über individuelle Förderung nicht zu sprechen. Und dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn es in 90 Prozent der Kitas zu Fehlzeiten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt, die überlastet sind. Hier braucht es eine bundesweit abgestimmte Fachkräfteoffensive, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen. Und es braucht nachhaltige Investitionen in eine wahrnehmbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen", so Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin und stellvertretende Bundesvorsitzende des VBE (Verband Bildung und Erziehung).

Das Ergebnis der Misere: Es werden die Schwächsten abgehängt, also die, die am meisten Förderung und Unterstützung benötigen.

"Wir Lehrerinnen und Lehrer wissen das natürlich. Wir wissen ganz genau, wo unsere Schülerinnen und Schüler stehen. Dazu brauchen wir natürlich eigentlich keine groß angelegten Studien. Aber es tut ja auch gut zu sehen, dass wir richtig liegen und belegen zu können, wo wir heute an den Schulen stehen. Und diese validen Zahlen sind wichtig, um politische Forderungen abzuleiten und zu untermauern!", so Fleischmann.

Hintergrund: Deutscher Präventionstag

Der Deutsche Präventionstag wurde 1995 als nationaler jährlicher Kongress speziell für das Arbeitsfeld der Gewalt- und Kriminalprävention begründet. Ziel ist es, Kriminalprävention ressortübergreifend, interdisziplinär und in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen darzustellen und zu stärken. Mit der Zeit hat sich der Deutsche Präventionstag auch für Institutionen, Projekte, Methoden, Fragestellungen und Erkenntnisse aus anderen Arbeitsfeldern der Prävention geöffnet, die in inhaltlichem Zusammenhängen stehen.

Lösung: Inklusion, multiprofessionelle Teams, individuelle Förderung, mehr Lehrkräfte

Einen Plan, was es braucht, damit es funktioniert, hat Fleischmann nämlich genau: "Wenn unsere Forderungen nach Inklusion, nach multiprofessionellen Teams, nach individueller Förderung, nach professionellen Lehrerinnen und Lehrern aber ins Leere laufen, weil eben hinten und vorne Personal fehlt, dann nützt natürlich alles nichts. Wenn Profis wie Schulpsycholog:innen und Beratungslehrkräfte da sind, aber wegen des Personalmangels die Klassenleitung übernehmen müssen, statt ihre spezifischen Kompetenzen einzubringen, dann sind wir machtlos“, so Simone Fleischmann weiter.

Es steht eine enorme Integrationsaufgabe an, besonders um die Folgen der Coronapandemie zu bewältigen. Nur fehlt es an Lehrkräften. "Wir sehen die Herausforderungen und die Not der Kinder und stehen oft hilflos davor, weil es hinten und vorne nicht reicht", so Fleischmann.

Ein Lichtblick: Im Bereich Besoldungsgerechtigkeit und flexible Lehrkräftebildung kommt – auch aufgrund der aktuellen Situation – jetzt Bewegung.

 "Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns, bis attraktive Arbeitsbedingungen, Besoldungsgerechtigkeit für alle Lehrerinnen, Lehrer und Schularten und eine flexible Lehrkräftebildung wirklich umgesetzt sind. Diese Schritte müssen aber genau deswegen jetzt gegangen werden!“, fordert Simone Fleischmann.