Warum die Freigabe des Elternwillens sinnvoll ist Startseite
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Wann, wenn nicht jetzt

In der Bayerischen Staatszeitung plädiert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann für die Freigabe des Elternwillens beim Übertritt. Denn: Neunjährige befinden sich in einer Phase des Umbruchs und sind durch die Corona-Krise zusätzlich verunsichert.

In der Bayerischen Staatszeitung begründet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, warum es aus pädagogischer Sicht sinnvoll ist, den Elternwillen beim Übertritt freizugeben. Neunjährige würden sich in einer Phase des Umbruchs befinden, sich ausprobieren und voll in der Entwicklung stecken. Die Zukunft dieses Kindes an einen Notenschnittes zu ketten, hält Fleischmann deshalb grundsätzlich schon in "normalen Zeiten" für unpädagogisch. 

Nun aber in der Pandemie daran festzuhalten, obwohl viele Kinder durch die Krise stark verunsichert seien, hält sie für "schlichtweg absurd". Außerdem sei die Bildungsungerechtigkeit durch wochenlangen Distanzunterricht noch vervielfacht worden. Sie fügt hinzu: "Auch wenn die Anzahl der notenbestimmenden Proben immer weiter gesenkt und schließlich komplett freigegeben wurde – je weniger es sind, desto mehr zählt die einzelne, was den Druck auf die Kinder immens erhöht." 

Druck ist das Letzte, was Kinder jetzt gebrauchen können

Und Druck sei jetzt das, was Kinder am wenigsten gebrauchen können. "Wann, wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt, Eltern mit der professionellen Beratung durch uns Lehrerinnen und Lehrer entscheiden zu lassen, was das Beste für ihr Kind ist?", appelliert sie. Der Großteil der anderen Bundesländer mache dies bereits so und würde beweisen, dass es auch sehr gut ohne Übertrittszeugnis ginge. 

Tobias Gotthardt, jugendpolitischer Sprecher der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, bekleidet im selben Artikel mit der Bayerischen Staatszeitung die Gegenseite und spricht sich für das Übertrittszeugnis aus. Seine Begründung: Er vertraue auf die Kompetenz der Lehrkräfte und sieht in der Freigabe des Elternwillens ein Abschieben der Verantwortung, mit der besonders Eltern aus bildungsfernen Kreisen überfordert seien. 

Seine Angst sieht Simone Fleischmann unbegründet. Schließlich setzt sie sich zwar für die Abschaffung des Übertrittszeugnis ein, aber für eine Entscheidungsfindung der Eltern, die auf einem ausführlichen Gespräch mit der Lehrkraft beruht.

>> Der ausführliche Artikel in der Bayerischen Staatszeitung "Übertritt an weiterführende Schulen: Ist die Freigabe des Elternwillens sinnvoll?"


Schule in Zeiten der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie zeigt den hohen gesellschaftlichen Wert von Schule. Damit sie trotz akutem Lehrermangel funktionieren kann, fordert der BLLV in einer politischen Erklärung, die Fürsorgepflicht des Dienstherrn in maximalen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte umzusetzen, insbesondere im wichtigen Präsenzunterricht. Entscheidungen und deren Kommunikation müssen regional, klar, verlässlich, frühzeitig und transparent sein und schulische Eigenverantwortung stärken. Fairness muss vor Leistungsdruck gehen, digitale Ausstattung schnell verbessert werden. Jetzt ist nicht die Zeit für einfache Lösungen und Polemik. Aber jetzt ist die Zeit für langfristig tragende Konzepte für Arbeitsbedingungen, Multiprofessionalität und Attraktivität, um so Bildungsqualität auch über Corona hinaus zu sichern. Dazu braucht es einen konstruktiven Diskurs aller an Schule Beteiligten, für den der BLLV bereit steht. » Die politische Erklärung im Wortlaut