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Gemeinsam statt einsam: Über Beziehungen, die Kinder tragen

Die aktuellen Buchtipps handeln von starker Freundschaft und unglücklichen Familienverhältnissen, von Tiefschlägen sowie positiven Wendungen. Alle drei Bücher nähern sich einfühlsam der Bedeutung von Zusammenhalt in unterschiedlichen Lebenssituationen.

Eine Klasse voller Superhelden

Von Rüdiger Bertram

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Dominik Rupp
  • Verlag: Ueberreuter
  • ISBN: 978-3-7641-5269-7
  • Preis: 13,00 Euro
  • Seiten: 88
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren

Die Klasse der Superhelden und die Klasse der Superschurken machen gemeinsam mit ihren Lehrkräften einen Schulausflug. Aber ob die Lehrer damit ihrem Ziel näherkommen, dass sich die Kinder besser verstehen lernen? 

Dieses Kinderbuch erzählt eine fantasievolle, kindgerechte Geschichte, in denen Superhelden und Superschurken die Hauptpersonen sind. Kinder ab 7 Jahren lieben solche Protagonist:innen.

Inhalt

Die vier Superhelden machen mit ihrem Lehrer, Herrn Schnitt, einen Klassenausflug. Alle sind sehr aufgeregt, obwohl sie doch Superkräfte haben. Mit von der Partie sind auch die Superschurken mit ihrer Lehrerin Frau Neis. Die beiden Lehrkräfte erhoffen sich, dass der Schulausflug die Beziehungen der Kinder untereinander verbessert. Doch der Schuss geht nach hinten los. Von Anfang an streiten sich die Kinder.

Herr Schnitt hat wenig Ahnung vom Zelten, Kochen und von Nachtwanderungen. Bloß gut, dass Frau Neis sich hier auskennt. Als bei der Wanderung der Superheld Tian und die Superschurkin Sophie verloren gehen, helfen die beiden Kinder sich gegenseitig und finden sich plötzlich ganz nett. Auch die beiden Lehrkräfte mögen sich gern, bloß die sind zu schüchtern, sich das zu sagen. 

Bewertung

Superhelden und Superschurken – sie mögen sich nicht und streiten ziemlich viel. Trotz der Superkräfte der einen und des schurkischen Benehmens der anderen verhalten sie sich wie ganz normale Kinder, die aufgeregt sind, ihre Eltern vermissen und auch Angst haben. Jeder für sich wächst den kindlichen Leser:innen ans Herz und bietet wunderbare Identifikationsmöglichkeiten. Witzig, kindgerecht und mit viel Situationskomik beschreibt der Autor die Geschehnisse. Dazu passen auch die humorvollen, aussagekräftigen in schwarz-weiß gezeichneten Illustrationen. Ein gelungener zweiter Band aus der Reihe „Eine Klasse voller Superhelden!“.

Unvergesslich Sophie

Von Lois Lowry

 

 

 

 

  • Verlag: Fischer und Sauerländer
  • ISBN: 978-3-7373-7335-7
  • Preis: 13,90 Euro
  • Seiten: 158
  • Altersempfehlung: ab 9 Jahren

Die beiden Sophies sind beste Freundinnen, obwohl zwischen ihnen ein Altersunterschied von 77 Jahren ist. Als die alte Sophie Gedächtnisprobleme hat, will die junge Sophie ihr helfen und ihr Gedächtnis trainieren, um eine Einweisung in ein Heim zu verhindern.

Dieses Kinderbuch erzählt mit wunderbarer Leichtigkeit eine ergreifende, generationsübergreifende Freundschaftsgeschichte.

Inhalt

Die beste Freundin der elfjährigen Sophie ist ihre 77 Jahre ältere Nachbarin, die ebenfalls Sophie heißt. Die beiden haben ähnliche Interessen und beide besitzen einen schrägen Humor. Doch in letzter Zeit vergisst die ältere Sophie viel. Ihr einziger Sohn will sie in ein Heim geben. 

Um dies zu verhindern, übt Sophie eifrig mit ihrer Freundin Tests, welche bei Anzeichen von Demenz eingesetzt werden. Doch hier hat ihre Nachbarin Probleme. Schwer fällt es ihr vor allem, sich drei Wörter über einen kurzen Zeitraum zu merken. Um ihr zu helfen, möchte die junge Sophie, dass ihre Freundin die Wörter in eine persönliche Geschichte einbaut. Dabei erfährt sie private und ergreifende Dinge aus Sophies Kindheit. 

Letztendlich kann das Mädchen nicht verhindern, dass ihre Freundin wegzieht. Doch diese hinterlässt ihr ein besonderes Geschenk und Sophie bekommt ein eigenes Handy, damit sie regelmäßig mit Sophie facetimen kann.

Bewertung

Die Protagonistin Sophie wendet sich bereits im äußerst knappen ersten Kapitel mit einem scheinbar einfachen Merkauftrag an ihre Leserinnen und Leser. So sind diese von Anfang an eng in die Geschichte miteinbezogen. Der Sinn dieses Auftrages wird spätestens gegen Ende des Buches klar. Im zweiten Kapitel beginnt dann die eigentliche Geschichte. Hier erzählt sie aus ihrem Leben und von ihrer ungewöhnlichen Freundschaft mit Sophie, welche viel älter ist und mit der sie doch so viel verbindet. Einfühlsam, warmherzig und berührend schildert die Autorin diese generationsübergreifende Freundschaftsgeschichte, in der unter anderem die Auswirkungen von Demenz aus dem Blickwinkel eines jungen, intelligenten Mädchens klar und verständlich geschildert werden. Durch die Geschichten der älteren Sophie aus ihrer Kindheit erfahren die Leser:innen traurige und ergreifende Details, die unter die Haut gehen. 

Fazit: Ein Kinderbuch mit vielen Facetten, das warmherzig und sensibel schwierige Themen anspricht, ohne dabei seine Leichtigkeit und seinen Humor zu verlieren. Unbedingt lesenswert.

Mein größter Wunsch

 Von Barbara O‘Connor

 

 

 

 

  • Verlag: Loewe
  • ISBN: 978-3-
  • Preis: Euro
  • Seiten: 145
  • Altersempfehlung: ab 9 Jahren

Charlie wünscht sich nichts mehr als eine intakte Familie, in der sie geliebt und wichtig genommen wird. Da sich ihre Eltern jedoch nicht um sie kümmern können, wird sie vom Jugendamt bei ihrer Tante Bertha und deren Ehemann Gus auf dem Land untergebracht. Es dauert lange, bis sie merkt, dass sie genau dort das findet, was sie sich so sehnlich wünscht.

Barbara O’Connor greift in ihrem Kinderbuch altersgerecht und einfühlsam schwierige Themen wie familiäre Probleme, eine psychische Erkrankung der Mutter und Vernachlässigung auf, ohne die Lesenden zu überfordern. Ein Jugendbuch, das berührt und lange nachhallt.

Inhalt

Seit vielen Jahren klammert sich die elfjährige Charlie an eine Liste mit Gelegenheiten, bei denen man sich etwas wünschen darf. Denn sie hat einen einzigen großen Wunsch: eine intakte Familie, in der sie geliebt und wichtig genommen wird. Da ihr Vater aber im Gefängnis sitzt und ihre Mutter sich wegen schwerer Depressionen nicht um sie kümmern kann, wird sie vom Jugendamt bei ihrer Tante Bertha und deren Ehemann Gus auf dem Land untergebracht.

Die beiden versuchen, es Charlie in ihrem einfachen Häuschen in Colby am Rande der Blauen Berge mit einem üppigen Gemüsegarten und einer Veranda, auf der man gemeinsam gemütlich Abende verbringen kann, so schön wie möglich zu machen. Dabei gibt sich Charlie reichlich abweisend und kratzbürstig, und das nicht nur ihnen gegenüber, sondern auch in der Schule, wo ihr Howard Odom mit dem auffälligen Gangbild als „Klassenpartner“ an die Seite gestellt wird.

Wie Tante Bertha und Onkel Gus lässt auch er sich nicht von ihrer abweisenden Art verschrecken, sondern wird ihr ein treuer Gefährte und zuverlässiger Freund. Und noch einen weiteren Freund gewinnt sie: den streunenden Hund mit den braunen Schlappohren, den sie gemeinsam mit Howard einfängt und dem sie den Namen Wish gibt.

Erst, als das Jugendamt Charlie am Ende des Sommers wieder zu ihrer Mutter zurückbringen will, merkt sie, dass sie in Colby bereits das Zuhause gefunden hat, das sie sich so wünscht. Und mit Howard und dem Hund zwei Begleiter, auf die sie sich hundertprozentig verlassen kann.

Bewertung

Der Autorin gelingt es in ihrer anrührenden Geschichte, altersgerecht und einfühlsam schwierige Themen wie Vernachlässigung, unzuverlässige Eltern oder Depression aufzugreifen und die schlimmen Auswirkungen auf einen jungen Menschen zu zeigen. Ohne kitschig zu werden, stellt sie Charlies Eltern dem warmherzigen Ehepaar Bertha und Gus gegenüber und Charlies Staunen darüber, wie man als Paar liebevoll zusammenleben und einen Jugendlichen wertschätzend und unterstützend begleiten kann, etwas, das ihr in ihrer eigenen Familie verwehrt geblieben ist. Glaubwürdig wird sie in ihrer Verletztheit und Einsamkeit anfänglich als abweisend und – besonders für Howard – kränkend dargestellt. Durch die vielen verschiedenen positiven Erfahrungen in Colby macht sie eine für die Leser:innen nachvollziehbare Entwicklung durch. Der Hund und sein „Ankommen“ bei Charlie kann dabei als Symbol für Charlies eigenes Ankommen in einem wirklichen „Daheim“ gesehen werden.

Auch wenn die Geschichte im Sommer spielt – ein wenig mutet sie wie ein wunderschönes Weihnachtsmärchen an, dem man vielen Leserinnen und Lesern wünscht.
 

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