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Mehr Profis für Gewalt-Intervention, bessere Vorbilder in Politik und Gesellschaft!

Tagesschau online berichtet über Gewalt an Schulen und zitiert die Forderung von BLLV-Präsidentin Fleischmann nach mehr multiprofessionellen Experten für Prävention und Intervention. Außerdem geben Politik und Gesellschaft oft kein gutes Vorbild.

Deutschlandweit hat die Zahl der an Schulen gemeldeten Gewaltdelikte im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent zugenommen, in Bayern um etwa 20 Prozent. Tagesschau online berichtet über die einhellige Forderung, dass Schulen mehr externe Unterstützung brauchen, auch wenn MP Söder das mit einem Stellenmoratorium für den öffentlichen Dienst eigentlich ausgeschlossen hat.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann warnt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zunächst vor Panikmache beim Blick auf die Zahlen: „Man muss genau hinschauen“, fordert sie und fragt: „Haben wirklich die Gewaltdelikte zugenommen? Steigende Zahlen können auch ein Zeichen dafür sein, das Schulen transparenter damit umgehen und es öfter zu Anzeigen kommt als früher.“

Wie wichtig darf Gewaltprävention sein?

Der BLLV fordert schon seit Jahren, dass Vorbehalte beim Umgang mit Gewaltvorfällen systematisch abgebaut werden müssen, damit eben die Dunkelziffer sinkt und Betroffene die ihnen zustehende Unterstützung erhalten. Denn solange es für Betroffene tabu ist, über den Tabubruch zu sprechen, den sie erfahren haben, lässt sich das Problem nicht effektiv bekämpfen. So gesehen können steigende Zahlen auch erstmal ein Zeichen dafür sein, dass das Problem eingestanden wird.

Allerdings muss dann auch dringend der nächste Schritt folgen. Pädagogisch wäre eigentlich klar, was zu tun ist, sagt Simone Fleischmann: „Wir können Prävention in den Mittelpunkt unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit stellen, wir können Werteerziehung, Demokratiebildung, politische Bildung, Medienerziehung und gewaltfreie Konfliktstrategien fokussieren.“ Das hätte in Zeiten des dauerhaften Lehrkräftemangels allerdings Auswirkungen, stellt die BLLV-Präsidentin klar: „Dann müssten aber andere Dinge hinten runterfallen, denn es fehlt hinten und vorne das Personal.“

In der Schule zeigt sich, was draußen passiert

Wenn es zu Gewaltvorfällen gekommen ist, braucht es zudem externe Expert:innen, fordert Fleischmann: „Kinder, die zur Gewalt neigen, brauchen Profis in der Intervention: Beratungsfachkräfte, Schulpsychologen, Sozialarbeiter, Jugendsozialarbeit an Schulen. Multiprofessionelle Teams müssten verstärkt an die Schulen. Die Frage ist nur: Woher nehmen? Aber wenn Intervention in dieser Weise nicht gelingt, dann nehmen die Zahlen nie ab. Denn wir als Lehrerinnen und Lehrer können es nicht einfach nebenbei erledigen.“

Ohnehin dürfe das Problem angesichts der neuen Zahlen nicht auf die Schulen verengt werden, meint die BLLV-Präsidentin: „Schule ist nun mal ein Spiegel der Gesellschaft. Und die Gesellschaft ist leider verrohter geworden, Gewalt hat insgesamt zugenommen. Daher ist Kampf gegen Gewalt an Schulen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – und auch eine Aufgabe der Elternhäuser!“

Also bitte mit gutem Beispiel voran!

Auch die Politik ist aus Sicht von Simone Fleischmann nicht nur im Bereitstellen von Ressourcen für die Gewaltbekämpfung gefordert. Mindestens ebenso wichtig für das, was im Schulalltag passiert, ist das Agieren von Politikerinnen und Politikern, an denen sich junge Menschen orientieren: „Politik muss vor allem mal ihre Vorbildfunktion wahrnehmen“, wünscht sich die BLLV-Präsidentin daher. „Das heißt konkret: Niemanden an den Rand stellen und niemanden diffamieren. Bei komplexen Krisen keine einfachen Schuldigen suchen und sagen, ‘Die waren es!‘ Es gibt viele Felder, in denen Politik vorbildlich agieren kann: Auch in der Art und Weise, wie sie mit Diversität umgeht, wie sie mit Inklusion und Integration umgeht. Und eben auch, wie sie sich im Parlament verhält. Da erleben wir leider vieles, das Ausgrenzung bedeutet. Ausgrenzende Politik und Politik gegen Menschen führt immer zu Gewalt.“

» zum Bericht auf tagesschau.de: „Lehrer zu Gewalt an Schulen: Die Politik greift ‚bisher zu kurz‘“